Aktuelle Neurologie 2008; 35 - P458
DOI: 10.1055/s-0028-1086712

Neue Mutation A310P im HNE Gen bei zwei Schwestern mit hereditärer Einschlusskörperchenmyopathie

A Stober 1, V Kuhl 1, A Bornemann 1, S Krause 1, A Lindner 1
  • 1Stuttgart, Tübingen, München

Die distale Myopathie vom Typ Nonaka wird – genau wie die hereditäre Einschlusskörperchenmyopathie (h-IBM) durch Mutationen im GNE-Gen in der zentromernahen Chromosomenregion 9p1-q1 verursacht. Der Typ Nonaka und die h-IBM sind folglich allele Erkrankungen.

Die Erkrankung beginnt zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr mit überwiegender Schwäche der tibialen Muskulatur und führt schließlich zu einem beidseitigen Steppergang. Symptome von seiten der Becken- und Oberschenkelmuskultur treten erst später auf, wobei der M. quadriceps femoris über längere Zeit ausgespart bleibt. Die CK liegt im Normbereich oder ist leicht erhöht. Histologisch stellen umrandetete („rimmed“) Vakuolen die wesentlichen Befunde dar.

Wir berichten über eine 25-jährige italienische Patientin, die seit etwa einem Jahr eine progrediente Muskelschwäche beider Beine bemerkte. Schmerzen, Sensibilitätsstörungen oder Blasen- Mastdarmstörungen traten nicht auf, die CK war mit 378U/l leicht erhöht, in der MRT der Unterschenkel zeigte sich eine fettige Degeneration der Muskulatur, passend zu den distal betonten atrophen Beinparesen von Kraftgrad 3–4/5.

Die neuropathologische Begutachtung der Muskelbiopsie ergab „rimmed vacuoles“ und bestätigte den klinischen Verdacht auf eine autosomal rezessiv vererbte distale Myopathie Typ Nonaka.

Die Genanalyse ergab bei der Patientin im GNE-Gen zwei compound heterozygote Mutationen R246W in Exon 4 und A310P in Exon 5.

Die R246W Mutation ist bereits vorbeschrieben, die A310P Mutation ist nach unserem Kenntnisstand bisher noch nie nachgewiesen worden.

Interessanterweise konnten wir genau diese noch nie beschriebene Mutation – in Kombination mit der bereits bekannten Mutation R246W – auch bei der klinisch ebenfalls betroffenen älteren Schwester der Patientin nachweisen. Der Vater war klinisch symptomfrei, bei ihm fand sich genetisch nur die Mutation R246W.

Es ist davon auszugehen, dass die Kombination der zwei Punktmutation für die klinische Ausprägung der Einschlusskörperchenmyopathie verantwortlich ist und verdeutlicht beispielhaft die genetische Heterogenität dieser sehr seltenen Myopathie.