Fragestellung: Nicht invasive diagnostische Methoden lösen immer mehr die invasive Diagnostik ab.
Es wurde der Frage nachgegangen, welche Bedeutung die Liquoruntersuchung bei der Diagnose
Epilepsie heute noch hat.
Methode: Bei insgesamt 286 Patienten die im Jahre 2006 in der Neurologischen Universitätsklinik
Leipzig mit der Diagnose G40- G40.9 behandelt wurden, erfolgte retrospektiv die Datenauswertung
der Liquoruntersuchung.
Ergebnisse: Bei 113 Patienten wurde eine Liquorpunktion durchgeführt. Dabei war der Befund bei
53 Patienten (47%) pathologisch. Davon wurden bei 5 Patienten (4%) mit Anfällen die
Diagnosen virale bzw. bakterielle Meningoencephalitis oder Meningeosis carcinomatosa
durch den Liquor gesichert. Die meisten Patienten (48 Pat.=42,5%) hatten lediglich
unspezifische Veränderungen im Sinne einer leichten bis mäßigen Schrankenfunktionsstörung.
Am häufigsten waren dies Patienten mit vaskulärer Genese (20 Pat.), gefolgt von Gelegenheitsanfällen
(9 Pat.) und Neoplasien (6 Pat.). Die mittlere Dauer zwischen letztem Anfall und Liquorpunktion
bei den Patienten mit normalem Liquorbefund betrug 8,8 Tage, bei den Patienten mit
Schrankenfunktionsstörung 13,3 Tage. Eine Korrelation zum letzten Anfallsereignis
gab es somit nicht.
Schlussfolgerung: Nur bei wenigen Patienten (4%) jeweils mit Erstanfällen war die Liquoruntersuchung
wegweisend für die therapeutische Entscheidung. Dennoch zeigten sich bei fast der
Hälfte der liquorpunktierten Patienten mit epileptischen Anfällen im Rahmen der Routinediagnostik
unspezifische pathologische Liquorveränderungen im Sinne einer Schrankenfunktionsstörung.
Klinische oder therapeutische Bedeutung ergab sich daraus nicht. Trotzdem kann auf
die Lumbalpunktion zum Ausschluss einer entzündlichen Genese in der Routinediagnostik
nicht verzichtet werden.