Fragestellung: In einem Bereich der Deutschen Rentenversicherung Bund wurde in einem Pilotprojekt
eine Liste mit 20 ausgewählten ICF Items angewendet, um sozialmedizinisch relevante
Beeinträchtigungen von Versicherten zu dokumentieren, die einen Antrag auf Rente wegen
Erwerbsminderung gestellt hatten. Methodik: Die Itemliste war als vorläufiges ICF Coreset von einer Arbeitsgruppe der Europäischen
Vereinigung von Medizinern in Versicherung und Sozialer Sicherheit (EUMASS) vorgeschlagen
worden für die sozialmedizinische Begutachtung von Personen, die längerfristig in
der beruflichen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sind. Nach Abschluss der sozialmedizinischen
Gutachten wurde geprüft und dokumentiert, ob ein gelistetes ICF Item mit einem Begutachtungsergebnis
korrespondierte. Dadurch konnten Beeinträchtigungsprofile erstellt werden, die nach
quantitativem (zeitlichen) Leistungsvermögen und nach ICD-10 verschlüsselter Hauptdiagnose
differenziert wurden. Die Stichprobe umfasste 302 sozialmedizinische Gutachten. Ergebnisse: Versicherte mit einem Leistungsvermögen von 6 Stunden und mehr weisen nach den ersten
Ergebnissen ein Beeinträchtigungsprofil auf, das sich von der Stichprobe mit einem
Restleistungsprofil von weniger als 3 Stunden unterscheidet. Probleme im Umgang mit
Stress und anderen psychischen Anforderungen (d240) wurden am häufigsten sozialmedizinisch
bewertet. Dieses ICF Item war ebenso in der Gruppe der psychischen Diagnosen (F-Diagnose)
führend. Bei Tumordiagnosen (C-Diagnosen) dominierten die Beeinträchtigungen in der
Funktion der Muskelkraft (b730), sowie Probleme beim Heben und Tragen von Gegenständen
(d430). Bei den Krankheiten der Bewegungsorgane (M-Diagnosen) war das Bleiben in einer
Körperposition (d415) hauptsächlich beeinträchtigt. Ausblick: Weitere Untersuchungen und Abstimmungsprozesse werden erforderlich sein, um die Inhalte
sozialmedizinischer Gutachten ICF konform zu analysieren und zu vermitteln.