Hintergrund und Fragestellung: Die Gailtal-Klinik Hermagor wurde im Zeitraum von 2005–2007 von 72 auf 140 Betten
erweitert. Damit war eine entsprechende Zunahme an Mitarbeitern verbunden. Um die
Qualität zu halten bzw. zu steigern ist eine standardisierte, patienten-, problem-
und zielorientierte Kommunikation im interdisziplinären Team erforderlich. Wir haben
uns daher entschlossen, die Zielformulierungen möglichst ICF-nahe zu gestalten. Daher
war es notwendig, allen Mitarbeitern zumindest die Basiskonstrukte und Inhalte der
ICF zu vermitteln. Im Rahmen unseres Einführungsprozesses waren wir jedoch mit erheblichen
Verständnisschwierigkeiten konfrontiert. Probleme bereiteten die Unterscheidung der
Konzepte der Körperfunktionen und der Lebens- bzw. Handlungsbereiche, die Unterscheidung
zwischen Kapazität und Performanz sowie der Stellenwert der Kontextfaktoren in Hinblick
auf die Skalierung des Schweregrades. Methodik, Ergebnisse und Diskussion: Im Originaltext sind kaum Hinweise enthalten, wie die ICF in den Alltag integriert
werden kann. Wir haben daher eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe eingerichtet, in
der diese Fragen erörtert und Verständnis- und Lösungsansätze entwickelt wurden, die
als Basis für interdisziplinäre Seminare dienten. Folgende Lösungsansätze wurden dabei
entwickelt:Körperfunktionen und -strukturen repräsentieren physiologische bzw. anatomische
Gegebenheiten (vorhanden – teilweise – nicht vorhanden) und stellen so die Grundlagen
für konkrete Handlungen, die in den Kapiteln der Lebensbereiche beschrieben sind,
dar. Im Zusammenhang mit Zielformulierungen haben konkrete Handlungen mehr Alltagsrelevanz
als deren Grundlagen. Zur Klärung der Frage nach dem Wechselspiel zwischen einzelnen
Lebensbereichen erscheint eine Unterscheidung zwischen allgemeinen und bereichsspezifischen
Lebensbereichen sinnvoll. Wo keine validierten Skalen verfügbar sind, wird der Schweregrad
einer Einschränkung anhand der erforderlichen Kontextfaktoren operationalisiert. Dabei
wird von einem gegenwärtigen Bedarf an Hilfsmitteln und Assistenz zur Durchführung
von einzelnen Handlungen ausgegangen; eine Zunahme der Selbständigkeit in dieser Handlungsdomäne
ist mit einer Abnahme des Bedarfes an Hilfsmitteln/Assistenz verbunden. Parallel wurden
neue Besprechungsrichtlinien für Fallbesprechungen erarbeitet und die Dokumentation
überarbeitet (weg von bereichsbezogener Dokumentation hin zu interdisziplinärer ICF-basierter
Patientendokumentation).