Gesundheitswesen 2008; 70 - A246
DOI: 10.1055/s-0028-1086471

Verständnisprobleme und Lösungsansätze in der Anwendung der ICF

K Fheodoroff 1
  • 1Gailtalklinik Hermagor, A-Hermagor

Hintergrund und Fragestellung: Die Gailtal-Klinik Hermagor wurde im Zeitraum von 2005–2007 von 72 auf 140 Betten erweitert. Damit war eine entsprechende Zunahme an Mitarbeitern verbunden. Um die Qualität zu halten bzw. zu steigern ist eine standardisierte, patienten-, problem- und zielorientierte Kommunikation im interdisziplinären Team erforderlich. Wir haben uns daher entschlossen, die Zielformulierungen möglichst ICF-nahe zu gestalten. Daher war es notwendig, allen Mitarbeitern zumindest die Basiskonstrukte und Inhalte der ICF zu vermitteln. Im Rahmen unseres Einführungsprozesses waren wir jedoch mit erheblichen Verständnisschwierigkeiten konfrontiert. Probleme bereiteten die Unterscheidung der Konzepte der Körperfunktionen und der Lebens- bzw. Handlungsbereiche, die Unterscheidung zwischen Kapazität und Performanz sowie der Stellenwert der Kontextfaktoren in Hinblick auf die Skalierung des Schweregrades. Methodik, Ergebnisse und Diskussion: Im Originaltext sind kaum Hinweise enthalten, wie die ICF in den Alltag integriert werden kann. Wir haben daher eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe eingerichtet, in der diese Fragen erörtert und Verständnis- und Lösungsansätze entwickelt wurden, die als Basis für interdisziplinäre Seminare dienten. Folgende Lösungsansätze wurden dabei entwickelt:Körperfunktionen und -strukturen repräsentieren physiologische bzw. anatomische Gegebenheiten (vorhanden – teilweise – nicht vorhanden) und stellen so die Grundlagen für konkrete Handlungen, die in den Kapiteln der Lebensbereiche beschrieben sind, dar. Im Zusammenhang mit Zielformulierungen haben konkrete Handlungen mehr Alltagsrelevanz als deren Grundlagen. Zur Klärung der Frage nach dem Wechselspiel zwischen einzelnen Lebensbereichen erscheint eine Unterscheidung zwischen allgemeinen und bereichsspezifischen Lebensbereichen sinnvoll. Wo keine validierten Skalen verfügbar sind, wird der Schweregrad einer Einschränkung anhand der erforderlichen Kontextfaktoren operationalisiert. Dabei wird von einem gegenwärtigen Bedarf an Hilfsmitteln und Assistenz zur Durchführung von einzelnen Handlungen ausgegangen; eine Zunahme der Selbständigkeit in dieser Handlungsdomäne ist mit einer Abnahme des Bedarfes an Hilfsmitteln/Assistenz verbunden. Parallel wurden neue Besprechungsrichtlinien für Fallbesprechungen erarbeitet und die Dokumentation überarbeitet (weg von bereichsbezogener Dokumentation hin zu interdisziplinärer ICF-basierter Patientendokumentation).