Gesundheitswesen 2008; 70 - A149
DOI: 10.1055/s-0028-1086374

Verhaltensepidemiologie und Gesundheitspsychologie: Ein Modul des Public Health Studiengangs der LMU München goes Bologna

T von Lengerke 1, K Engelhardt 2
  • 1Forschungs- und Lehreinheit Medizinische Psychologie, Zentrum Öffentliche Gesundheitspflege, Medizinische Hochschule Hannover
  • 2Public Health Studiengang, Ludwig-Maximilians-Universität München

Im Vergleich zu den Effekten von Verhalten auf Gesundheit sind systematische Analysen der Determinanten gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen sowohl in der Forschung als auch in der Lehre der Epidemiologie und Public Health (noch) defizitär. Dies gilt vor allem für den Bereich psychischer Verhaltensdeterminanten und ihrer Interaktionen mit anderen individuellen und überindividuellen Einflussgrößen (z.B. Indikatoren des sozialen Status und sozialer Ungleichheit). In diesem Zusammenhang gilt international (vor allem in den USA) inzwischen die Verhaltensepidemiologie als Ansatz, die entsprechenden Fragestellungen Ziel führend zu bearbeiten [1–4]. Vor diesem Hintergrund stellt dieser Beitrag für den Bereich der Lehre das Modul „Verhaltensepidemiologie und Gesundheitspsychologie“ vor, das seit 2002 im postgradualen MPH-Studiengang an der LMU München angeboten und ab WS 2008/2009 im neuen, nicht-konsekutiven MPH-Studiengang fortgeführt und erweitert wird. Es ist dort mit 2 ECTS als Teil des Wahlpflichtmoduls „Sozial- und Verhaltenswissenschaften“ verortet, zu dem mit 4 ECTS auch die „Sozialepidemiologie“ gehört. Damit wird im Bereich der Wahlpflichtmodule neben der „Prävention und Gesundheitsförderung“, „Gesundheitssystemforschung und Gesundheitsökonomie“ sowie „Global Public Health“ curricular eine Struktur geschaffen, in der sowohl soziologische als auch psychologische Expertise epidemiologisch repräsentiert und verzahnt werden. Inhaltlich werden im Teilmodul „Verhaltensepidemiologie und Gesundheitspsychologie“ zentrale gesundheitspsychologische Verhaltensmodelle (mit dem Health Action Process Approach als Rahmen) und verhaltensepidemiologische Grundlagen (zentrale Fragestellungen, Mikro-Makro-Perspektiven und Analysemodelle) und Methoden (Behavioral Surveillance und Public Health Impact Analysis) vorgestellt. Zugleich werden ihre Bezüge zu Grundbegriffen der Gesundheitswissenschaften und verschiedenen Bereichen gesundheitsbezogener Interventionen diskutiert. Didaktisch soll die Erweiterung des zeitlichen Umfangs des Teilmoduls um 50 Prozent vor allem dazu genutzt werden, verstärkt praktische Fertigkeiten (z.B. der Operationalisierung zentraler Modellkomponenten) im Rahmen seminaristischer Lehr-Lern-Formen zu vermitteln. Abschließend werden Perspektiven der Verhaltensepidemiologie und Gesundheitspsychologie in der Lehre in Public Health für den deutschsprachigen Sprachraum diskutiert.

Literatur:

[1] Glasgow RE, Klesges LM, Dzewaltowski DA, Estabrooks PA, Vogt TM. Evaluating the impact of health promotion programs: The RE-AIM framework. Health Educ Res 2006; 21: 688–94

[2] Sallis JF, Owen N, Fotheringham MJ. Behavioral epidemiology: A systematic framework to classify phases of research on health promotion and disease prevention. Ann Behav Med 2000; 22: 294–8

[3] Tucker JA, Phillips MM, Murphy JG, Raczynski JM. Behavioral epidemiology and health psychology. In: TJ Boll, RG Frank, A Baum, JL Wallander (Hrsg). Handbook of Clinical Health Psychology, Vol. 3. Washington DC: APA, 2004: 435–64

[4] von Lengerke T, Abu-Omar K. Verhaltensepidemiologie: Einblicke in ein neues Wissensgebiet. In: von Lengerke T (Hrsg). Public Health-Psychologie: Individuum und Bevölkerung zwischen Verhältnissen und Verhalten. Weinheim: Juventa, 2007: 32–44