Einleitung: „Syndromic Surveillance“ basierend auf der Aktivität von Gesundheitseinrichtungen
bietet die Möglichkeit, frühzeitiger vor Gesundheitsrisiken zu warnen als traditionelle
Überwachungssysteme, z.B. basierend auf Labordiagnosen. In dem durch die Europäische
Kommission geförderten Projekt SIDARTHa (Fördernummer: HT 100953) werden erstmals
die Möglichkeiten von „Syndromic Surveillance“ für den europäischen Kontext evaluiert.
Basierend auf routinemäßig erhobenen Daten des Rettungsdienstes und von Notaufnahmen
wird im Verlauf des Projektes ein europäisches „Syndromic Surveillance“-System entwickelt
und getestet. Der Vortrag stellt die Ergebnisse des ersten Projektabschnittes als
Grundlage für die Systemkonzeption vor: die Analyse des internationalen State-of-the-art
sowie der europäischen Surveillancelandschaft. Material und Methoden: Die Projektgruppe hat eine umfassende, systematische Literatur- und Internetrecherche
durchgeführt, die durch leitfadengestützte Experteninterviews, u.a. mit Betreibern
von Surveillancesystemen, ergänzt wurde. Auf europäischer Ebene wurden neben den Initiativen
der Europäischen Union die politischen Rahmenbedingungen und Surveillancestrukturen
der Nationalstaaten untersucht. Die Ergebnisse der internationalen State-of-the-Art-Analyse
definieren die Basis für die Konzeption von SIDARTHa, die europäischen Gegebenheiten
bilden die Rahmenbedingungen für die Umsetzung. Ergebnisse: „Syndromic Surveillance“ ist v.a. in Nordamerika basierend auf verschiedenen Datenquellen
erprobt und evaluiert worden. Häufig handelt es sich um Notaufnahmen, die teils manuell,
teils automatisiert Daten bereitstellen. Surveillancenetzwerke und Frühwarnsysteme
in Europa basieren durchweg auf den traditionellen Surveillancestrukturen der Nationalstaaten,
die nicht für die Frühwarnung oder Identifizierung unbekannter Krankheiten geeignet
sind. Rettungsdienstsysteme, die routinemäßig elektronische Daten zu Zeit, Ort und
Krankheitsbild in Echtzeit generieren, werden international selten für „Syndromic
Surveillance“ genutzt. Die Frühwarnkapazität von Rettungsdienstdaten ist in Europa
in Einzelstudien für grippeähnliche und für hitzebedingte Krankheiten nachgewiesen
worden. Schlussfolgerungen: Das SIDARTHa-Surveillancesystem kann die bestehenden Strukturen in Europa sinnvoll
ergänzen, indem es Routinenotfalldaten auf lokaler Ebene automatisch und in Echtzeit
verarbeitet und frühzeitig an die bestehenden Referenzzentren und Netzwerke auf nationaler
und europäischer Ebene berichtet. Das SIDARTHa-Projekt wird erstmals umfassend die
Kapazität von Notfalldaten zur Generierung von Syndromen und zur Frühwarnung evaluieren.
Literatur:
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[5] http://ecdc.europa.eu/Activities/Surveillance.html
[6] http://www.firstwatch.net