Ultraschall Med 2008; 29 - V148
DOI: 10.1055/s-0028-1085882

Renale und lienale Widerstandsindices beim Nierengesunden

O Grün 1, J Marell 1, M Gerhart 1, S Seiler 1, K Rogacev 1, D Fliser 1, GH Heine 1
  • 1Medizinische Klinik IV – Nieren- und Hochdruckkrankheiten; DE Homburg

Hintergrund:

Die sonografisch bestimmten intrarenalen Widerstandsindices werden als Prognosemarker des Nierenüberlebens bei Nierentransplantierten und bei chronisch Nierenkranken diskutiert. Allerdings konnte für beide Patientengruppen ein Zusammenhang zwischen den intrarenalen Widerstandsindices und atherosklerotischen Gefäßveränderungen aufgezeigt werden, so dass Widerstandsindices nicht nur lokal-renale, sondern auch systemisch-vaskuläre Veränderungen reflektieren. Aus dieser Problematik heraus entstand die Idee, die intrarenalen Widerstandsindices mithilfe der Widerstandsindices in der Milz zu korrigieren. Die vorliegende Arbeit sollte die Verhältnisse von renalen und lienalen Widerstandsindices einerseits und subklinischen atherosklerotischen Gefäßveränderungen andererseits, erstmals bei einem gesunden Kollektiv untersuchen.

Wir überprüften zunächst die Hypothesen, dass es auch bei Nierengesunden eine signifikante Verknüpfung zwischen renalen Widerstandsindices und Markern der subklinischen Atherosklerose gibt. Danach testeten wir die Hypothese, ob die Widerstandsindices in Milz und Niere bei Nierengesunden signifikant miteinander korrelieren. Schließlich überprüften wir die Hypothese, dass die Differenz der Widerstandsindices von Niere und Milz nicht mehr mit Markern der subklinischen Atherosklerose korreliert.

Methoden:

In einer Querschnittsstudie wurden bei 152 nierengesunden Probanden im Alter zwischen 20 und 50 Lebensjahren duplexsonografisch der Resistive Index (RI) und der Pulsatility Index (PI) in jeweils drei Interlobararterien beider Nieren und in jeweils drei Segmentästen der A. linealis erhoben. Die Differenz von RI Niere und RI Milz wurde als DI-RISK („difference of resistive indices in spleen and kidney“) bezeichnet. Des Weiteren wurden die Intima Media Dicke („intima-media-thickness“, ITM) in beiden Aa. carotides communes bestimmt und die klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren Alter, Gewicht, Blutdruck, Nikotinkonsum, Blutzucker und Gesamtcholesterin erfasst.

Ergebnisse:

Die Widerstandindices in der Niere und in der Milz korrelieren signifikant mit der IMT (RI Niere r=0,19 [p=0,022], PI Niere r=0,19 [p=0,020], RI Milz r=0,23 [p=0,005], PI Milz r=0,21 [p=0,010]). Innerhalb der klassischen atherosklerotischen Risikofaktoren sind allein das Alter und der Blutzucker mit den renalen Widerstandsindices sowie das Alter und das Gesamtcholesterin mit den lienalen Widerstandsindices signifikant korreliert. Die Widerstandsindices in Niere und Milz korrelieren signifikant miteinander (RI Milz vs. RI Niere: r=0,54 [p<0,001], PI Milz vs. PI Niere: r=0,55 [p<0,001]).

Anders als die intrarenalen und intralienalen Widerstandsindices, korreliert deren Differenz nicht mehr mit der IMT (r=(-0,10) [p=0,215]).

Schlussfolgerungen:

Ähnlich wie bei chronisch nierenkranken und nierentransplantierten Patienten, sind auch beim Nierengesunden die Widerstandsindices mit subklinischen Markern der Atherosklerose korreliert. Erstmals konnte zudem eine Korrelation zwischen intralienalen Widerstandsindices und subklinischer Atherosklerose aufgezeigt werden. Die Widerstandsindices in Milz und Niere sind miteinander korreliert. Anders als die renalen und lienalen Widerstandsindices selbst, korreliert deren Differenz nicht mit der IMT. Wir schlagen vor, zukünftig die gleichzeitige Messung von Widerstandsindices in Milz und Niere zu erwägen, um zwischen systemisch-atherosklerotischen Veränderungen (mit Anstieg von lienalen und renalen Widerstandsindices) und lokal-renalen Schädigung (mit isoliertem Anstieg von renalen Widerstandsindices) zu differenzieren.

Keywords: Resitive Index, Niere, Milz, Intima Media Dicke, Atherosklerose, DI-RISK