Ultraschall Med 2008; 29 - V138
DOI: 10.1055/s-0028-1085872

Minimal invasive Stanzbiopsie von soliden Mammaläsionen: Reduktion der Gewebetraumatisierung und Verbesserung der Zielgenauigkeit unter Verwendung eines 16G Core Cut Systems (Analyse an 571 Biopsaten)

J Teubner 1, 2, M Schimmele 1, 2, T Teubner 1, 2, M Häfner 1, 2, V Dries 3
  • 1Diagnostisches Brustzentrum, Klinik St. Ellisabeth, DE Heidelberg
  • 2Inst. f. klin. Radiologie u. Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Mannheim, DE Mannheim
  • 3Institut für Pathologie, Referenzzentrum Gynäkopathologie, DE Mannheim

Ziel: Verringerung der Gewebetraumatisierung durch Reduktion der benötigten Stanzzylinder zur Diagnosesicherung durch Einsatz einer 16G Stanzbiopsienadel mit Koaxialkanüle im Vergleich zu standardmäßig (gem. S3-Leitlinie 2008) eingesetzten 14G Stanzbiopsiesystemen.

Patienten und Methode: Zwischen April 2004 und Mai 2008 erfolgte bei N=252 soliden Mammaläsionen (N=113 maligne, N=139 benigne; mittlerer Durchmesser: 13mm) eine sonografisch gesteuerte Stanzbiopsie. Es wurden insgesamt N=571 Zylinder entnommen, die jeweils einzeln und als Gruppe pro Fall analysiert wurden.

Alle Biopsien wurden mit derselben Technik ausgeführt:

  • 16G Biopsienadel über eine 15G Coaxkanüle

  • Abdeckung der Nadel mit einer sterilen Gelplatte

  • Darstellung der Nadel über die gesamte Länge

  • US-Dokumentation in zwei Ebenen vor und nach der Punktion

Die Biopsiezylinder wurden direkt nach Entnahme hinsichtlich folgender Parameter klassifiziert:

  • Makromorphologie unter 4-facher Lupenvergrößerung (Verhältnis von Drüsen- zu Fettgewebe)

  • Zustand des Zylinders (solide/fragmentiert)

  • Spezifisches Gewicht in Formalin

Die sonografisch und histologischen Befunddaten wurden in einer speziell dafür entwickelten MS-ACCESS Datenbank erfasst und bezüglich Entnahmeort und Repräsentanz ausgewertet. Jeder einzelne Zylinder wurde abhängig von seinen makroskopischen Eigenschaften sowie den Ergebnissen der Ultraschalldokumentation prospektiv in drei Kategorien eingeteilt:

  • Repräsentativ

  • Fraglich repräsentativ

  • Nicht repräsentativ

Je nach Gewebeeigenschaften und Biopsieergebnis wurden pro Läsion bis zu max. vier Zylinder entnommen, die dem Pathologen erst einzeln und dann als Gruppe pro Fall zur Auswertung vorgelegt wurden. Bei der zweiten Auswerte-Runde wurde ermittelt, ab welchem Zylinder die histologische Enddiagnose vorlag.

Ergebnisse: Die stanzbioptisch erhaltene Diagnose wurde bei allen malignen Tumoren sowie bei 12% der benignen Befunde operativ bestätigt. Bei 74% der benignen Fälle erfolgte die Sicherung über ein >1-jährl. FollowUp Intervall ohne Befundänderung; bei den übrigen 14% steht die sonografische Verlaufskontrolle noch aus.

In allen Fällen konnte mindestens ein makroskopisch/sonografisch „repräsentativer“ Zylinder gewonnen werden. Jeder dieser Zylinder enthielt histologisch die korrekte Enddiagnose.

In 35/113 (31%) der malignen Fälle erfolgte nur eine Punktion (rp 35/35=100%). Bei 46/113 (41%) wurden zwei Gewebeproben entnommen mit jeweils mindestens einem repräsentativen Zylinder. In 28/113 (25%) wurden drei Zylinder geborgen. Nur in 4/113 (3%) Fällen wurden vier Zylinder entnommen.

In 100/113 (89%) der malignen Fälle, waren der erste und/oder der zweite Zylinder seitens der Bildgebung repräsentativ. Die endgültige, korrekte Histologie lag mit dem ersten und/oder zweiten Stanzzylinder sogar in 107/113 (95%) der Fälle vor. Nach der dritten Biopsie war bereits jede Läsion korrekt diagnostiziert. Die vierte Biopsie brachte in keinem Fall eine diagnostische Zusatzinformation.

In 19/139 (14%) der benignen Fälle wurden nur ein Zylinder, in 45/139 (32%) zwei Zylinder, in 65/139 (47%) drei Zylinder und nur in 10/139 (7%) wurden vier Zylinder entnommen. In 129/139 (93%) Fällen, waren der erste und/oder der zweite Zylinder seitens der Bildgebung repräsentativ. Nach der dritten Biopsie konnte jede Läsion korrekt diagnostiziert werden. Die vierte Biopsie erbrachte keine weitere diagnostische Absicherung.

Schlussfolgerung: Mit einem 16G Koax Core-Cut System kann die Treffsicherheit bei sonografisch abgrenzbaren Herdbefunden gegenüber den in der Literatur mit 14G Core-Cut Systemen beschriebenen Ergebnissen verbessert werden. In 95% der Fälle sind zwei Gewebeproben ausreichend. Mit drei Stanzbiopsien wird eine Sensitivität von 100% erzielt.

Aus histomorphologischer Sicht ist bei soliden Tumoren die Menge des asservierten Materials bei 1–2 repräsentativen 16G Stanzzylindern ausreichend: Durch eine Vergrößerung der Gewebequerschnittfläche (i.e. mehr und dickere Gewebeproben) wird die Repräsentanz bei o.g. Fragestellung nicht erhöht, so dass Menge und Dicke der in der S3-Leitlinie geforderten Biopsiezylinder reduziert werden können ohne die diagnostische Aussagekraft zu beeinträchtigen.

Voraussetzung dafür ist die ständige Überwachung der individuellen Ergebnisqualität und Verwendung von geeigneten Biopsienadeln, die auch bei kleinerem Biopsievolumen eine zuverlässige Gewebebeurteilung zulassen.

Keywords: Mamma, Intervention, Stanzbiopsie, S3-Leitlinie