Ultraschall Med 2008; 29 - V121
DOI: 10.1055/s-0028-1085855

Komplikationsrate sonografisch gesteuerter Eingriffe an der Leber – Verlaufsbeobachtung über 5 Jahre

M Frieser 1, A Lindner 1, S Meyer 1, M Westerteicher 1, EG Hahn 1, T Händl 1, T Bernatik 1, D Strobel 1
  • 1Medizinische Klinik 1 der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, DE Erlangen

Ziel:

Im Rahmen einer internen Qualitätssicherung wurden 1619 sonografisch gesteuerte Interventionen an der Leber analysiert, um deren Komplikationsraten zu erfassen.

Patienten und Methode:

Von den Interventionen wurden Indikationen, relevante Komplikationen (Hb-relevante Blutungen ≥2g/dl Hb-Abfall, Notwendigkeit zur Transfusion oder chirurgischen Intervention) und die histologischen Ergebnisse erfasst. Außerdem fanden eine postinterventionelle Blutungen begünstigende Erkrankung oder Vormedikation Eingang in die Analyse. Es wurden Parenchym, Raumforderungen und Abszesse der Leber punktiert bzw. drainiert. Die Mehrzahl der Interventionen erfolgte mit Nadeln >1mm Durchmesser (96,5%), hier überwiegend Nadelaußendurchmesser 1,3mm (81,6%). Für interventionelle Eingriffe wie Drainagen und Radiofrequenzablationen wurden Nadeln/Drainagen mit einem Durchmesser von 2–3,96mm eingesetzt (12,1% aller Interventionen).

Ergebnisse:

Analysiert wurden 1619 Leberpunktionen (Überschneidungen sind möglich: Leberparenchym n=1162; Leberraumforderungen diagnostisch n=442, Leberraumforderungen therapeutisch n=196). Die Indikation zur Parenchympunktion bestand v.a. zur Abklärung erhöhter Transaminasen bei Steatose (29,1% aller erfassten histologischen Ergebnisse), Hepatitis C (27,6%) und Leberzirrhose (18,7%). Bei den Punktionen der Leberraumforderungen standen v.a. Metastasen (39,1%, davon überwiegend kolorektale Karzinome und Pankreaskarzinome) und hepatozelluläre Karzinome (21,1%) im Vordergrund. Die therapeutischen Eingriffe beinhalteten 164 Radiofrequenzablationen, 17 Zystensklerosierungen und 15 Drainagen von Leberabszessen.

Komplikationen in Form von transfusionsbedürftigen Blutverlusten traten bei 6 Patienten (0,37%) –überwiegend in den ersten 24 Stunden – auf, ein Abfall des Hämoglobins von >2g/dl wurde bei 44 Patienten (2,7%) im Verlauf der Laborbefunde beobachtet.

Es ergab sich keine Korrelation der Blutungsereignisse mit der Vormedikation –332 Patienten nahmen für die Interventionen relevant erachtete Arzneien ein (niedermolekulares Heparin n=170, Thrombozytenaggregationshemmer n=106, NSAR n=56). Ein statistisch signifikantes Risiko, einen Hb-Verlust >2g/dl zu erleiden, ließ sich bei Patienten mit Leberzirrhose und einem Quick-Wert <50% (18,2%) versus Leberzirrhose und Quick 50–70% (4,2%) bzw. Leberzirrhose und Quick >70% (2,4%) aufzeigen. Patienten ohne Leberzirrhose, nämlich 1159 (71,6%), wiesen ein Risiko auf einen Hb-Verlust >2g/dl von 2,1% auf.

Schlussfolgerung: Zusammenfassend lassen sich sonografische Interventionen unter sorgfältiger Durchführung und Beachtung der Kontraindikationen sicher und komplikationsarm durchführen. Allerdings scheinen Interventionen an Patienten mit Leberzirrhosen und kompromittierter Gerinnungssituation (Quick <50%) deutlich blutungsgefährdeter.

Keywords: Sonografie, Punktion, Radiofrequenzablation, Komplikation, Blutung