Ultraschall Med 2008; 29 - V30
DOI: 10.1055/s-0028-1085764

Kontrastverstärkte Sonografie bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen – Erfahrungen mit intravenöser Applikation von Sonovue: Eine Fallserie

J Jüngert 1, H Köhler 1, M Zapke 1, W Holter 1, D Strobel 2
  • 1Kinder – und Jugendklinik
  • 2Med. Klinik 1, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum DE Erlangen

Ziel: Ultraschall-Kontrastverstärker sind für Kinder und Jugendliche nur zugelassen zur Beurteilung eines vesiko-urethralen Refluxes im Rahmen einer kontrastversärkten Miktions-Sono-Urografie. Bei Erwachsenen hingegen hat die kontrastverstärkte Sonografie einen festen Stellenwert in der Diagnostik eingenommen. Ergänzend zur B-Bild, Duplex- und Farbdopplersonografie lassen sich unklare Leberläsionen durch diese Technik besser zuordnen. Für Kinder und Jugendliche gibt es keinen zugelassenen Kontrastverstärker für die intravenöse Applikation. Im Einzelfall ist jedoch gerade auch bei Kindern und Jugendliche der Einsatz von Ultraschall-Kontrastverstärkern zur Klärung unklarer Befunde hilfreich.

Patienten und Methodik:

Aufgrund von unklaren Organläsionen wurden bislang bei 8 Patienten, 5 Kinder und Jugendliche, sowie 3 junge Erwachsene nach pädiatrischen Erkrankungen, insgesamt 12 kontrastverstärkte Sonografien durchgeführt. Das Alter der Patienten lag zwischen 4 Monaten (ehem. Frühgeborenes der 28. SSW, Gewicht 1950g) und 26 Jahren. Untersucht wurden Leberläsionen, eine unklare Strukturstörung einer Transplantatniere, sowie eine Milzläsion. Alle Untersuchungen fanden ohne Sedierung statt. Die Untersuchungen erfolgten mit low-MI-Technik (Acuson-Seqioa/CPS, General Electrics – Logiq 9). Zum Einsatz kamen curved-array-Schallköpfe (Acuson 4C1, 4MHz; General Electrics 4C, 4MHz), sowie eine Linearsonde (Acuson, 15L8, 10MHz). Neben der zeitkorrelierten Aufnahme mittels Clips zur Beurteilung der An – und Abflutphase bestand zusätzlich bei 4 Untersuchungen die Möglichkeit der fokalen Messung der Gasbläschenverteilung im Sinne einer Zeit – Intensitäts – Kurve (time-intensity-curve). Je nach Alter und Körpergewicht wurde Sonovue (Bracco) mit einer Dosis von min. 0,15ml bis max. ca. 2ml appliziert. Die kleinsten Patienten wurden durch EKG, Pulsoxymetrie und Blutdruckkontrollen überwacht. Bei den minderjährigen Patienten wurden die Erziehungsberechtigten über den „Off-Label-Use“ aufgeklärt.

Ergebnisse:

Als pathologische Befunde fanden sich eine diffuse neonatale Hämangiomatose, drei Patienten mit fokal nudulärer Hyperplasie (FNH), eine entzündliche Veränderung einer Transplantatniere, Leberzirrhose mit knotigen Veränderungen ohne Hinweis auf hepatozelluläres Karzinom, Ausschluss Milzsequester bei einer Raumforderung der Milz, sowie V.a. Leberfiliae bei Z.n. Therapie eines Schilddrüsenkarzinoms.

Im Einzelnen berichten wir über folgende Fälle:

Leber: Bei einem Frühgeborenen mit diffuser Hämangiomatose (Hautbefall, intestinale Manifestation mit Blutung, diffuser Leberbefall) zeigten die Leberläsionen im Farbdoppler kein Signal. Zur Therapieentscheidung und Verlaufsbeurteilung des Perfusionsverhaltens der Leberläsionen war die kontrastverstärkte Sonografie ein wesentlicher diagnostischer Bestandteil. Bei einer 15-jährigen Patientin mit Z.n. Schilddrüsencarzinom und V.a. Filialisierung fanden sich sonografisch im B-Bild zwei kleine echoarme Läsionen von ca. 4–5mm, die in der kontrastverstärkten Sonografie nur ganz vereinzelt Kontrastmittel aufnahmen. Ein 10-jähriger Patienten mit familiärem Mittelmeerfieber fiel durch eine Raumforderung der Leber mit den typischen Charakteristika einer fokal noduläre Hperplasie (FNH) in der kontrastverstärkten Sonografie auf, die histologisch bestätigt wurde. Eine inzwischen 26-jährige Patientin mit Z.n. M. Hodgkin Stadium IV fiel vor 2 Jahren in der Nachsorge mit Leberläsionen auf. Neben fokalen Minderverfettungen nach Chemotherapie fand sich bei Verlaufskontrollen eine Läsion, die in der kontrastverstärkten Sonografie einer FNH entsprach, die histologisch gesichert wurde. Eine jetzt 18-jährige Patientin in onkologischer Nachsorge nach Knochenmarkstransplantation bei akuter lymphatischer Leukämie zeigte nach 6 Jahren ebenfalls einen Leberbfocus mit typischen Zeichen einer FNH in der kontrastverstärkten Sonografie. Ein 23-jähriger Patient mit Leberzirrhose bei cystischer Fibrose zeigte vom Perfusionsverhalten keinen spezifischen Hinweis auf eine maligne Leberläsion.

Niere: Eine unklare Läsion einer Transplantatniere eines 4-jährigen Patienten ließ sich in ihrem Perfusionsverhalten erfassen und auch im Verlauf am ehesten als infektionsbedingte Läsion zuordnen.

Milz: Bei einem Rundherd in der Milz bei einem 7-Jahre alten Patienten mit Sichelzellanämie zeigte die kontrastverstärkte Sonografie eine hypervaskularisierte Raumforderung, was eine wesentliche Information in der differentialdiagnostischen Abgrenzung gegenüber einem Milzsequester darstellt.

Das Monitoring bei dem Frühgeborenen (3 Untersuchungen innerhalb von 8 Monaten) und einem 4-jährigen Nierentransplantierten Patienten waren unauffällig. Keiner der Patienten zeigte Nebenwirkungen.

Schlussfolgerungen: Die Kontrastverstärkte Sonografie ist für Kinder und Jugendliche nicht zugelassen und bedarf daher einer besonderen Einwilligung. Dennoch gibt es Indikationen, bei denen diese Methode eine wesentliche Ergänzung der ansonsten zur Verfügung stehenden Ultraschallverfahren ermöglichen kann. Gerade auch in der onkologischen Nachsorge, oder auch in der initialen Diagnosestellung können sich neue Gesichtspunkte auftun. Hierdurch können möglicherweise strahlenbelastende Untersuchungen oder hierzu erforderliche Narkosen vermieden werden. In unserer Fallserie konnten wir keine Nebenwirkungen beobachten. Es bedarf weiterer Untersuchungen zur Evaluierung der Bedeutung der kontrastverstärkten Sonografie und deren möglicher Nebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen.

Keywords: Sonovue, Kontrastverstärkte Sonografie, Kinder und Jugendliche