Ultraschall Med 2008; 29 - V2
DOI: 10.1055/s-0028-1085736

Akute spritzende Blutung aus Dünndarmvarizen in der Darmsonografie

M Seeger 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, DE Kiel

Ziele: Darstellung der direkten und indirekten Zeichen einer akuten spritzenden Blutung aus Dünndarmvarizen.

Patienten und Methode: Untersuchung einer 52j. Patientin mit massivem Blutverlust bei bekannter PBC mit Leberzirrhose. In der Vorgeschichte war nach einer Splenektomie wegen Hypersplenismus eine partielle Pfortaderthrombose aufgetreten. In der Gastroskopie war keine aktive Ösophagusvarizenblutung nachweisbar, in der Coloskopie war Bluteinstrom aus dem terminalen Ileum darstellbar. Die Computertomografie des Abdomens mit Angiografie konnte die aktive Blutung nicht lokalisieren. Die Sonografie wurde mit hochauflösenden Linearsonden im B-Bild, im Color Doppler, im B-Flow und im Color-B-Flow mit einer LOGIQ 7, GE, durchgeführt. Dabei wurde vor allem der Dünndarm entlang der Splenektomienarbe inspiziert.

Ergebnisse: In der hochauflösenden Sonografie konnte im linken Mittelbauch eine Dünndarmschlinge mit submucös verlaufenden Varizen dargestellt werden, die im Bereich der Operationsnarbe mit der Bauchdecke verklebt war. Die Varizen waren Teil eines mesenterialen Kollateralsystems, das im linken Mittelbauch die Dünndarmwand als Transitstrecke nutzte, um an Verwachsungen mit der Operationsnarbe mesenteriales Blut in die Bauchdecke umzuleiten. Bei der Untersuchung gelang es, eine spritzende Dünndarmvarizenblutung darzustellen und als cine-loop zu speichern. Als indirektes Zeichen ließen sich große Mengen geronnenen Blutes im Dünndarm darstellen, das zum Teil wurstartig den Dünndarm ausfüllte. Die Gerinnsel waren stellenweise flächig mit der Wand verklebt und täuschten dort eine exzentrische Wandverdickung im Dünndarm vor. Dieser pseudotumoröse Aspekt wurde durch folgenden Effekt verstärkt: Die Gerinnsel hatten Luftreflexe fest eingeschlossen und sich zum Teil so gedreht, dass die Luftreflexe dorsal im Dünndarmlumen darstellbar waren. Nach Befunddemonstration an den Chirurgen wurde die Patienten innerhalb von zwei Stunden operiert. Der OP-Befund zeigte einen segmentalen Umgehungskreislauf mit Dünndarmvarizen im linken Mittelbauch.

Schlussfolgerungen: Dünndarmvarizen können als Teil eines Kollateralsystems bei vollständiger oder bei segmentaler portaler Abflussstörung entstehen. Vor allem Verwachsungen im Bereich von Operationsnarben aber auch Verklebungen mit der Leber sind Orte, an denen sich Dünndarmvarizen ausbilden können und die gezielt in der Sonografie aufgesucht werden sollten. Wegweisend kann auch der Nachweis von größeren Mengen an geronnenem Blut im Dünndarm sein, das andere Charakteristika als Chymus aufweist.

Keywords: Dünndarmvarizen, Darmsonografie, Pfortaderthrombose, portaler Hypertonus, gastrointestinale Blutung, intestinal varicosis, B-Flow, Color-B-Flow.