Pneumologie 2008; 62 - A10
DOI: 10.1055/s-0028-1083121

Ursachen der komplexen Schlafapnoe

F Raschke 1, 2, J Fischer 1, 2
  • 1Institut für Rehaforschung an der Klinik Norderney der Deutschen Rentenversicherung Westfalen
  • 2Klinik der Universität Witten/Herdecke

Einleitung: Seit ca. 2 Jahren wird die Diskussion über Ursachen und Therapie der komplexen Schlafapnoe weltweit geführt. Diese Patienten weisen trotz scheinbar optimaler Behandlung der obstruktiven Apnoen zentrale Apnoen auf oder entwickeln diese im Therapieverlauf. Sie treten als Serie (Cheyne-Stokes-Muster) auf, fragmentieren den Schlafverlauf, beeinträchtigen die Erholungsfunktion und verursachen dadurch Leistungseinschränkungen und Tagesschläfrigkeit. Das Phänomen ist häufig (bis 15% der männlichen CPAP-Patienten), seine Ursachen gelten als nicht geklärt. Eine adäquate Therapie wird derzeit diskutiert. Dieser Beitrag untersucht die zugrunde liegenden pathophysiologischen Gesetzmäßigkeiten.

Methoden: Es wurden Untersuchungen zur Atmungsregulation (Chemosensibilität, Atemmechanik, Lungenfunktion und Cardiac Output) unter CPAP/BiLevel durchgeführt, ergänzt durch Beispiele polysomnografischer Drucktitrationen. Ziel dieser Studie ist die Synopse und Gewichtung der Auslöser für die komplexe Schlafapnoe.

Ergebnisse: Unter nichtinvasiver Beatmung, bei nicht getakteter Spontanatmung und unkontrolliertem Atem/Blutgasstatus kommt es zu einer Steigerung von Atemminutenvolumen, FRC, Lungencompliance, pO2 und HZV. Der endtidale pCO2 reduziert sich, das HZV kann druckabhängig auch fallen. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die autonome, momentane Atmungsregulation, die mittel- bis langfristig auch vom Lungenfunktionsstatus (Obstruktion und Restriktion – hier mittels Bronchospasmolyse unter Beatmungsbedingungen nachgewiesen), der vorherrschenden Schlaftiefe (REM/NREM), von bestehenden Maskenleckagen sowie der Anpassung an die applizierten Absolutdrücke abhängt. Daraus resultiert eine komplex geregelte, individuelle Atemmechanik an der Stabilitätsgrenze mit dem Hauptmerkmal Cheyne-Stokes-Atmung. Die Primärursache ist je nach Patient unterschiedlich: Nicht kompensierte Nasen/Mund-Leckage, Hyperventilation durch die CPAP-/BiLevel-Therapie, Herzinsuffizienz, Chron. Obstruktion der unteren Atemwege (RV, ITGV, Raw erhöht), Restriktion (TLC erniedrigt), Übertitration von CPAP, In/Ex-Drücke bei BiLevel suboptimal, Schlafstatus oder auch der bislang vorrangig diskutierte Hering-Breuer-Reflex.

Diskussion:. Die Ursachen der unter CPAP auftretenden zentralen Apnoen sind mannigfach. Sie hängen vom Verhältnis von Nasen/Mundatmung, vom Lungenfunktionsstatus, der Lungencompliance für die applizierten Drücke und dem Schlafprofil ab. Die Funktionswerte für Schlaf, Lunge und Kreislauf müssen daher differentialdiagnostisch ermittelt werden, um die Entscheidung für die effektivste Therapie der komplexen Schlafapnoe treffen zu können.