Laryngorhinootologie 2008; 87(8): 540-541
DOI: 10.1055/s-0028-1082139
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Parotisadenome - Rezidivneigung von unterschiedlichen Faktoren abhängig

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Publikationsdatum:
23. Juli 2008 (online)

 

60 bis 70 % aller Ohrspeicheldrüsentumoren sind pleomorphe Adenome. Der Behandlungserfolg ist durch die hohe Rückfallwahrscheinlichkeit limitiert. Eine Arbeitsgruppe der Universitätsklinik Köln untersuchte, ob dafür individuelle, operationstechnische oder histologische Risikofaktoren bestehen. Head Neck 2007; 29: 822–828

Wittekindt et al. lagen Daten von 108 Patienten vor, bei denen seit 1974 1 oder mehrere Rezidive aufgetreten waren (bei 71 Frauen und 37 Männern). Sie unterzogen sich durchschnittlich 2-mal einer Operation und waren durchschnittlich 34 Jahre alt beim Ersteingriff.

Chirurgische Technik und Rezidivrate standen in direktem Zusammenhang. In 64 % aller Fälle (n = 69) war beim Ersteingriff eine Enukleation erfolgt, 20 Patienten (18 %) wurden unterschiedlich radikal parotidektomiert. Bei weiteren 19 Patienten (18 %) war das Ausmaß des ersten Eingriffs nicht bekannt. Weder war der zeitliche Abstand bis zum Rezidiveingriff von der Operationsart beeinflusst, noch fand eine Bestrahlung statt.

75 % der Reoperationen waren Parotidektomien, bei 25 Patienten (19 %) erfolgte eine Enukleation, und bei 8 Patienten (6 %) war die Art der Reoperation unbekannt. Komplikationen traten in 25 % der Fälle auf, welche sich als Wundinfektionen, Fisteln und Hämatomen äußerten. Fazialisschädigungen kamen bei 56 % in unterschiedlicher Ausprägung vor, vollständige Lähmungen persistierten nicht. 9 % der Patienten entwickelten ein Frey-Syndrom und wurden mit Botulinumtoxin behandelt. Die Wahrscheinlichkeit einer Fazialisschädigung hing von der Operationsradikalität ab. Wittekindt et al. weisen auf die derzeit geringere Komplikationsrate mit Fazialisbeeinträchtigungen bei etwa 25 % der Patienten ihrer Klinik hin. Dies sei auf die standardisierte Operationstechnik zurückzuführen, die zwar sehr zeitaufwendig aber insgesamt komplikationsarm sei.

Histologisch stellten die Mediziner überwiegend zahlreiche Adenome fest. Durchschnittlich wurden 26 Knötchen gefunden. Bei einem Patienten lagen 266 z.T. sehr kleine Adenome vor, deren Anzahl weder klinisch noch nach der Kernspintomografie zu vermuten gewesen war. Maligne Entartungen kamen nicht vor.

Die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs betrug nach 1 bzw. 5 Jahren 16 bzw. 75 %. Die korrespondierenden Daten für einen erneuten Rückfall nach weiteren 1 bzw. 5 Jahren ergaben 16 bzw. 52 %. Die Rückfallwahrscheinlichkeit und das Intervall zwischen Erst- und Zweiteingriff waren nicht mit der Anzahl der Adenome oder anderen histologischen Befunden korreliert. Frauen und jüngere Patienten waren häufiger von (wiederholten) Rückfällen betroffen. Das Intervall zwischen Erstoperation und Rezidiv beeinflusste die Wahrscheinlichkeit erneuter Rückfälle nicht.

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