Augenheilkunde up2date 2025; 15(04): 301-317
DOI: 10.1055/a-2733-4594
Tränenwege, Augenlider, Orbita

Feuerwerksbedingte Augenverletzungen: Diagnostik und Therapie

Firework induced Eye Injuries: Diagnostics and Therapy

Autoren

  • Ameli Gabel-Pfisterer

  • Stefan J. Lang

  • Gregor Willerding

  • Norbert Schrage

Rund um Silvester gibt es in den augenärztlichen Rettungsstellen regelmäßig Personen mit feuerwerksbedingten Augenverletzungen – wie häufig sind diese Verletzungen? Nimmt deren Zahl in den letzten Jahren zu? Wie häufig werden unbeteiligte Personen verletzt? Wie kann man in schweren Fällen unübersichtliche Befunde strukturiert erheben? Und welche Therapieansätze stehen für mechanische, thermische und chemische feuerwerksbedingte Augenverletzungen zur Verfügung?

Abstract

Wherever consumer fireworks are used, incidents with eye injuries do occur. In Germany, their number has increased in the past nine years, a clear overrepresentation of minors and bystanders is documented. Eyes are affected by a very individual combination of thermal, chemical and mechanical impact, resulting in minor to most complex injuries to adnexes, eye surface, iris, lens, sclera and/or posterior segment. Diagnostics may be complicated and require a structured approach, that is proposed here. Open globe injuries and intraocular foreign bodies necessitate early surgical intervention. In thermal and chemical burns early rinsing and antiphlogistic therapy is major for prevention of scarring and secondary glaucoma. The need for early or late replacement of limbal stem cells may yet emerge. Consequences of blunt trauma can be traumatic cataract, phakic or pseudophakic lens luxation, ruptures to all structures of the eye with long-term effects such as retinal detachment, choroidal or retinal pigment epithelial rupture and formation of choroidal neovascular membranes (CNV). Medical and surgical strategies are discussed. Despite all proven and innovative care strategies of therapy, functional and cosmetic outcome of fire work induced eye injuries might be impaired. In cases of severe injuries, social security coverage and rehabilitation must be considered early on.

Kernaussagen
  • In den letzten 9 Jahren ist die Anzahl von feuerwerksbedingten Augenverletzungen in Deutschland, mit Ausnahme der 2 Jahre unter dem pandemiebedingten Verkaufsverbot, angestiegen, sodass mit einer Inzidenz von 1,1 : 100000 gerechnet werden muss.

  • Mehr als die Hälfte der Verletzten sind Zuschauer oder Passanten. Kinder unter 12 Jahren und Jugendliche sind unter den Betroffenen deutlich überrepräsentiert.

  • In etwa einem Viertel der Fälle handelt es sich um schwere Verletzungen der Augenoberfläche, der Bulbuswand und/oder intraokularer Strukturen.

  • Die Kombination mechanischer, thermischer und chemischer Einwirkung am vorderen und hinteren Augenabschnitt kann zu einem unübersichtlichen Befund führen, der eine strukturierte Untersuchung erfordert. Verletzungsfolgen wie intraokulare Fremdkörper oder gedeckte Bulbusrupturen dürfen nicht übersehen werden.

  • Mechanische Verletzungen können durch direkte Verletzung oder kontusionelle Veränderung zu schweren Rupturen aller okulärer Strukturen führen, die eine zeitnahe operative Versorgung erforderlich machen können. Begleitverletzungen müssen ggf. interdisziplinär versorgt werden.

  • Im Falle von Verbrennungen und Verätzungen ist eine frühzeitige und intensive Spülung bevorzugt mit Diphoterine-Lösung erforderlich, im weiteren Verlauf steht die antientzündliche Therapie zur Hemmung einer Narbenbildung und unter Umständen ein Limbus-Stammzell-Ersatz im Vordergrund.

  • Da trotz aller Therapiebemühungen in vielen Fällen nach schwerer Verletzung eine eingeschränkte Visusprognose zu erwarten ist, müssen frühzeitig sozialmedizinische Verfahren zur Sicherung der Versorgung und Rehabilitation in die Wege geleitet werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
17. November 2025

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