Sportverletz Sportschaden
DOI: 10.1055/a-2716-8001
Übersicht

Belastung des Hüftgelenks nach Hüftgelenksersatz bei sportlichen Aktivitäten: Geht da noch mehr? Subjektive und Objektive Aspekte

Hip Joint Loading during Sports Activities after Hip Replacement: Is There Still Room for More? Subjective and Objective Aspects

Authors

  • Michael Morlock

    1   Biomechanik, TUHH: Technische Universitat Hamburg, Hamburg, GERMANY (Ringgold ID: RIN38987)
  • Georg Friedrich Grauer

    2   Julius Wolff Institute, Charite Universitatsmedizin Berlin Campus Charite Mitte: Charite Universitatsmedizin Berlin, Berlin, GERMANY (Ringgold ID: RIN14903)
  • Phillip Damm

    3   Julius Wolff Institute, Charite Universitatsmedizin Berlin Campus Charite Mitte: Charite Universitatsmedizin Berlin, Berlin, GERMANY (Ringgold ID: RIN14903)
  • Friedrich Böttner

    4   HSS: Hospital for Special Surgery, New York, UNITED STATES (Ringgold ID: RIN25062)

Zusammenfassung

Der Ersatz des Hüftgelenks mit einer Hüft-Totalendoprothese ist eine häufig durchgeführte, äußerst erfolgreiche Therapieoption, die auch immer jüngeren Patienten angeboten wird. Durch deren höhere Lebenserwartung sind die Standzeiterwartungen der Endoprothese ebenfalls erhöht. Physische Belastungen und sportliche Aktivitäten wirken sich positiv auf das Lockerungsrisiko aus. Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz, dass sich das Ausüben einer gewissen Sportart nachteilig auf die Lebensdauer einer Hüftendoprothese auswirkt, trotzdem divergieren die Empfehlungen an die Patienten in Abhängigkeit des Operateurs stark, und von einigen Sportarten wird immer noch generell abgeraten. Der Beitrag gibt eine Übersicht über die neueren (und älteren) Studien zu der Frage „Was ist mit meiner künstlichen Hüfte sportlich noch erlaubt?“ und versucht zu verdeutlichen, dass hohe Gelenkkräfte nicht in Relation zu einer hohen Gefährdung stehen, da die Anatomie von Muskeln und Knochen sowie die Muskelfunktion dahingehend optimiert sind, auch höhere Belastungen des Bewegunsapparates zu ermöglichen. Eine hohe Kraft bedeutet nur dann eine Gefahr, wenn diese nicht in der physiologisch vorgesehenen Richtung auftritt oder wenn das Implantat nicht gut im Knochen verankert ist. Der Grundsatz, dass nur Sportarten ausgeübt werden sollen, die koordinativ beherrscht werden, ist somit sicher richtig. Insgesamt sollten Patienten ermutigt werden, an Aktivitäten teilzunehmen, bei denen sie sich wohlfühlen und sich ihrer eigenen Grenzen und Risiken bewusst sind. Der Oberflächenersatz des Hüftgelenks stellt für ein eng selektiertes Patientenkollektiv eine Option dar, die die Rückkehr zum Spitzensport ermöglichen kann. Die Indikationsstellung erfordert jedoch eine sorgfältige Abwägung der lokalen und systemischen Risiken der Metall-auf-Metall-Gleitpaarungen sowie des Alters und des sportlichen Anspruchs des Patienten. Inwieweit neue Entwicklungen ohne eine Metall-Metall-Gelenkartikulation eine erweiterte Indikation erlauben, muss sorgfältig untersucht werden. Es bedarf klarer Empfehlungen für den Patienten durch den Operateur über die Zeitschiene und das Verhalten nach dem Ersatz des Hüftgelenks durch eine H-TEP oder einen Hüftoberflächenersatz, um das Vertrauen des Patienten in sein Kunstgelenk zu unterstützen. Verbote einzelner Sportarten sind wissenschaftlich nicht begründbar. Der Hinweis, dass gefährliche Sportarten oder die Ausübung von Sportarten, die nicht beherrscht werden, nach H-TEP nicht weniger gefährlich sind, sollte aber unbedingt gegeben werden.

Abstract

Hip joint replacement with total hip arthroplasty is a frequently performed and highly successful treatment option that is increasingly being offered to younger patients. Due to their longer life expectancy, the longevity expectations for the endoprosthesis have also increased. Physical activity and sports have a positive effect on the risk of loosening. There is no scientific evidence that participation in any specific sport adversely affects the longevity of a hip endoprosthesis. Nevertheless, recommendations to patients vary widely from surgeon to surgeon, and some types of sport are still generally discouraged. This article provides an overview of both recent and older studies addressing the question “What sports are still permissible with an artificial hip?” It attempts to clarify that high joint forces are not necessarily associated with high risk of damage, as the anatomy of muscles and bones, together with muscle function, is optimised to accomodate higher loads. High forces pose a risk only if they are applied in directions not physiologically intended or if the implant is poorly anchored in the bone. The principle that only sports which can be performed with sufficient coordination should be undertaken is therefore certainly correct. Overall, patients should be encouraged to engage in activities in which they feel comfortable and are aware of their own limitations and risks. Hip resurfacing represents an option for a carefully selected patient population, potentially allowing for a return to elite sports. However, the indication requires careful consideration of the local and systemic risks associated with metal-on-metal articulations, as well as the patient's age and athletic aspirations. The extent to which new developments without a metal-on-metal articulation may allow for an expanded indication must be carefully evaluated. Clear guidance from the surgeon to the patient regarding the timeline and postoperative activity following hip replacement with an H-TEP or hip resurfacing is necessary to support patient confidence.



Publication History

Received: 17 April 2025

Accepted: 28 September 2025

Article published online:
10 November 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany