Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2711-1021
Originalarbeit

Bekanntheit, Nutzung und Akzeptanz digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA) für die psychische Gesundheit in der erwachsenen Allgemeinbevölkerung in Deutschland

Awareness, use and acceptance of digital health applications (DiGA) for mental health in the general adult population in Germany

Autoren

  • Sophie Christine Eicher

    1   Erziehungswissenschaft und Psychologie, Freie Universität Berlin, Berlin, Germany
  • Caroline Cohrdes

    2   Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin, Germany

Zusammenfassung

Hintergrund

Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) wurden bereits 2019 die sogenannten Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) als Ergänzung der bisherigen Angebote der Regelversorgung eingeführt. Diese Anwendungen bieten ergänzend zur Regelversorgung ein potenziell skalierbares Versorgungsangebot im Bereich der psychischen Gesundheit, das insbesondere in Krisenzeiten von großer Bedeutung sein könnte. Es besteht daher ein erheblicher Forschungsbedarf, um zu untersuchen, wie bekannt DiGA sind, wie häufig sie genutzt werden und wie offen Personen gegenüber einer möglichen Nutzung als Ergänzung der traditionellen Versorgungsangebote eingestellt sind. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Bekanntheit, Nutzung und Akzeptanz von DiGA in der in Deutschland lebenden erwachsenen Allgemeinbevölkerung zu untersuchen

Methoden

Die Daten wurden im Rahmen der COVID-19 Snapshot Monitoring-Studie im Juni 2021 erhoben. Die repräsentative Stichprobe umfasste N=1008 Teilnehmende (n=505 Frauen (50.1%), n=503 Männer (49.9%), Durchschnittsalter=44,9 Jahre, Standardabweichung=15,7). Mittels logistischer und multipler Regressionsmodelle wurden Zusammenhänge zwischen soziodemographischen Variablen und Bekanntheit und Nutzung von DiGA sowie die Bereitschaft einer Nutzung von DiGA analysiert. Weiterhin wurden Gründe für Nicht-Nutzung und Informationsquellen zu DiGA ausgewertet.

Ergebnisse

Die Mehrheit der Teilnehmenden kannte DiGA nicht, und nur wenige hatten bereits eine DiGA genutzt. Grundsätzlich zeigten sich viele Befragte jedoch offen für die Nutzung von DiGA. Alter war der einzige signifikante Prädiktor für Bekanntheit und Nutzung: Ältere Personen kannten und nutzten DiGA häufiger. Die Nutzungsbereitschaft und Präferenz gegenüber face-to-face-Psychotherapie wurden von Bildung, Gesundheitsbewusstsein und selbsteingeschätzter psychischer Gesundheit beeinflusst. Höhere Bildung und bessere psychische Gesundheit reduzierten die Nutzungsbereitschaft, während höheres Gesundheitsbewusstsein diese stärkte.

Schlussfolgerung

Insgesamt zeichnet die vorliegende Studie ein komplexes Bild von Potenzial und Herausforderungen bei der Etablierung von DiGA im bestehenden Versorgungsangebot. Ziel sollte sein, über geeignete alters- bzw. zielgruppenspezifische Formate zur Information und Aufklärung über DiGA nachzudenken, diese zu entwickeln und einen Beitrag zur Stärkung der Gesundheitskompetenz bei der Suche nach geeigneten Versorgungsangeboten zu leisten.

Abstract

Background

The Digital Healthcare Act introduced digital health applications (DiGA) as a supplement to standard care in Germany in 2019. These applications offer potentially scalable treatment options in the field of mental health, which could be particularly important in times of crisis. There is therefore a considerable need for research to investigate how well DiGAs are known, how frequently they are used and how open people are to their potential use as an addition to traditional care. The aim of the present study was to investigate the awareness, use and acceptance of DiGAs in the general adult population living in Germany

Methods

Data collected were part of the COVID-19 Snapshot Monitoring Study in Germany in June 2021. The representative sample comprised n=1011 participants (n=506 women (50%), n=505 men (50%), mean age: 44.8 years, standard deviation:15.7). Using logistic and multiple regression models, associations between sociodemographic variables and awareness and use of DiGA as well as willingness to use DiGA were analyzed. Furthermore, reasons for non-use and sources of information about DiGA were analyzed.

Results

The majority of participants were not familiar with DiGA, and only a few had already used a DiGA. In principle, however, many participants were open to using DiGA. Age was the only significant predictor of awareness and use: older people were more likely to know and use DiGA. The willingness to use and preference of DiGA in comparison to face-to-face psychotherapy was influenced by education, health awareness and self-rated mental health. Higher education and better mental health reduced the willingness to use DiGA, while higher health awareness increased it.

Conclusion

Overall, this study paints a complex picture of the potential and challenges of establishing DiGA in existing care provision. The goal should be to consider, develop, and implement appropriate age- and target group-specific formats for informing and educating people about DiGA, contributing to the enhancement of health literacy in the search for suitable healthcare services.



Publikationsverlauf

Eingereicht: 18. Februar 2025

Angenommen: 10. September 2025

Artikel online veröffentlicht:
24. November 2025

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