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DOI: 10.1055/a-2693-6905
„Keys to Success“ – die unterschätzten Schlüssel zum Erfolg
Authors
Was sind die „Keys to Success“ – die entscheidenden Schlüssel zum sportlichen Erfolg? Oft sind es nicht die offensichtlichen Faktoren, die den Unterschied machen. In der Trainings- und Therapiearbeit konzentrieren wir uns meist auf die klassischen leistungsbestimmenden Komponenten: Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit, Koordination, Technik und Taktik. Je nach Sportart variieren deren Ausprägungen und Anforderungen – doch eines bleibt gleich: Sie stehen im Zentrum unserer Aufmerksamkeit.
Dabei geraten andere, weniger augenfällige Aspekte leicht ins Hintertreffen – etwa die Fähigkeit zur präzisen Wahrnehmung, zur schnellen Antizipation, zu klugen Entscheidungen und zur reaktiven Umsetzung. Diese sogenannten „Nebenschauplätze“ sind jedoch oft entscheidend für die Qualität der Bewegung und die Effizienz der Handlung.
In den letzten Jahren haben sich verschiedene Trainingsansätze etabliert, die genau hier ansetzen: differenzielles Lernen, kontralaterales Training, Musik- und Rhythmusschulung, Kampfsport, Achtsamkeitstraining, „Dynamic Eyes“ oder Neuroathletik-Training. Sie alle verfolgen das Ziel, die neuromuskuläre Zusammenarbeit zwischen Wahrnehmung, Entscheidung, Reaktion und Handlung zu verbessern. Dabei wird gezielt versucht, bestimmte Gehirnareale zu aktivieren, die im klassischen Training womöglich häufig vernachlässigt werden – mit dem Ziel, eine funktionale Übertragung in die Zielsportart zu erreichen.
Auch wenn für viele dieser Ansätze die wissenschaftliche Evidenz noch nicht oder nur teilweise vorliegt, zeigen sie in der Praxis in bestimmten Fällen durchaus Wirkung. Therapeut*innen und Trainer*innen setzen sie nach dem Prinzip „Best Practice“ erfolgreich ein – individuell, kontextbezogen und mit Blick auf den konkreten Bedarf der Athlet*innen.
Mit diesem Heft möchten wir dazu beitragen, den Blick für solche ergänzenden Trainings- und Therapieansätze zu schärfen. Sie mögen noch nicht Teil der evidenzbasierten Standardverfahren sein und manche werden es vielleicht auch nie werden – aber sie können in bestimmten Fällen möglicherweise genau das sein, was den entscheidenden Unterschied macht. Und sollte sich ein Ansatz als Sackgasse erweisen, gilt: Wir lernen weiter. Oder wie Harald A. Wiltsche (2021) es auf der Grundlage von Karl Poppers Logik der Forschung (1934) treffend formulierte: „Wir irren uns nach vorne“ [1].
In dieser Ausgabe:
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Ulf Sobek erläutert die Grundidee des Neuroathletik-Trainings
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Stefanie Hennigfeld beleuchtet die Rolle der visuellen Wahrnehmung für die anschließende Handlung
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Anja Steinbacher und Karen Klippel stellen die Achtsamkeit aus sportpsychologischer Perspektive in den Mittelpunkt
Diese Themen gehören nicht zu den klassischen leistungsbestimmenden Faktoren – und doch zeigt die Erfahrung: Sie verdienen unsere Aufmerksamkeit.
Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre und viele neue Impulse für Ihre Arbeit!
Klaus Breitung & Hans-Josef Haas
Publication History
Article published online:
01 December 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Wiltsche HA. Einführung in die Wissenschaftstheorie. 2., korrigierte Auflage. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht; 2021: 76-96
