Zeitschrift für Palliativmedizin 2025; 26(06): 285
DOI: 10.1055/a-2688-3585
Forum

Mitteilungen der Österreichischen Palliativgesellschaft

In den vergangenen Monaten war die Österreichische Palliativgesellschaft (OPG) mit vielen öffentlichen Diskussionen über assistierten Suizid und das zum 1. Januar 2022 in Kraft getretene österreichische Sterbeverfügungsgesetz konfrontiert. Ein zentrales Anliegen der OPG ist der Appell, die Palliativ- und Hospizversorgung auszubauen.

Auf der Website der OPG, www.palliativ.at finden Sie die hier abgedruckte Presseaussendung der OPG vom September 2025 sowie laufende aktuelle Informationen.

Assistierter Suizid: Die OPG respektiert Niki Glattauers Offenheit und fordert einen Ausbau der Palliativversorgung

Presseaussendung der OPG vom 5. September 2025

Die öffentliche Mitteilung von Niki Glattauer zu seinem geplanten assistierten Suizid hat große Aufmerksamkeit erregt. Die Österreichische Palliativgesellschaft (OPG) nimmt die Offenheit von Niki Glattauer zur Kenntnis und hebt gleichzeitig die wichtige Rolle von Palliative Care hervor. Die OPG spricht seiner Familie, seinen Freund:innen und Kolleg:innen ihr aufrichtiges Beileid aus. In Österreich bedeutet assistierter Suizid, dass Betroffene den letzten Schritt selbst vollziehen müssen, beispielsweise indem sie das vorgesehene tödliche Präparat eigenständig trinken. Vielen ist dieser Aspekt nicht bewusst. „Wir respektieren persönliche Entscheidungen. Gleichzeitig möchten wir darauf hinweisen, dass Palliative Care Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet und ihre Entscheidungen unterstützt und respektiert“, erklärt OPG-Präsidentin Gudrun Kreye. „Palliative Care lindert beispielsweise Schmerzen, Atemnot, Angst und Einsamkeit. Sie schützt Autonomie und Individualität, und das möglichst frühzeitig nach der Diagnose einer unheilbaren Erkrankung.“

Die OPG unterstreicht: Palliative Care lässt niemanden allein. Sie begleitet schwerkranke Menschen, auch wenn diese sich für einen assistierten Suizid entschieden haben, ebenso wie deren Angehörige – in der Erkrankung, am Lebensende und in der Trauer. Palliative Care nimmt einen geäußerten Sterbewunsch ernst und respektiert die Entscheidungen der Menschen. Gleichzeitig versucht sie aber gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten sowie ihren Angehörigen, durch angemessene Symptomlinderung und psychosoziale Begleitung Leid zu lindern. Das Sterben endet nicht mit dem Tod. Auch die An- und Zugehörigen sind in dieser schweren Zeit betroffen und benötigen Unterstützung.

In Palliativbegleitungen hören wir oft von Sterbewünschen. Menschen, die einen solchen Wunsch äußern, setzen sich mit dem nahenden Tod auseinander.

Es hilft, mit solchen Gedanken Gehör zu finden. Auch das kann Palliative Care bieten. Die meisten Menschen ziehen es jedoch vor, an ihrer Krankheit zu sterben.

Der OPG geht es nicht um ein Gegeneinander, sondern um ein Miteinander, um Respekt und echte Wahlfreiheit. Richtungsweisend ist die Definition der Weltgesundheitsorganisation: Palliative Care beschleunigt oder verzögert den Tod nicht.

Die OPG appelliert eindringlich an Politik und Gesellschaft, den Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung in Österreich in allen Bereichen – insbesondere auch in der Grundversorgung – entschieden voranzutreiben. Dies ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben und eine wirksame Form der Suizidprävention.

Ihre

Priv.-Doz.in Dr.in Gudrun Kreye, MBA
Präsidentin der Österreichischen Palliativgesellschaft
Univ. Prof.in PDin Dr.in Dr.in Eva Katharina Masel, MSc
Schriftführerin der Österreichischen Palliativgesellschaft

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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
10. November 2025

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