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DOI: 10.1055/a-2683-7514
Editorial
Authors
Liebe Leserinnen und Leser
im (psycho-)therapeutischen Kontext spielen Rahmenbedingungen wie Raum und Zeit oder das therapeutische Setting eine besondere Rolle. Die Stabilität eines derartigen Konstruktes bietet Grundlage und Orientierung im Therapieprozess. Lange ist bekannt, dass manche dieser Rahmenbedingungen zu hochschwellig für an einer Suchtstörung erkrankte Menschen sind (Komm-Struktur am einen Ende, Abstinenzgebot in Psychotherapie am anderen Ende der Zugänglichkeit). Zugleich schafft eine sich verändernde Welt mit Digitalisierung und künstlicher Intelligenz neue Kontextfaktoren, die einer Berücksichtigung bedürfen. Drei Arbeiten in dieser Ausgabe widmen sich Fragestellungen, die jeweils in unterschiedlich strukturierten Settings beheimatet sind, nämlich digitale Suchtberatung unter Nutzung künstlicher Intelligenz, harm reduction in Drogenkonsumräumen sowie Behandlung von Personen mit Opioidabhängigkeit im Maßregelvollzug. Digitalisierung und künstliche Intelligenz haben bereits in unterschiedlichem Ausmaße in Diagnostik und Therapie Einzug gehalten, insofern ist eine Auseinandersetzung mit Möglichkeiten und Grenzen notwendig. Nima Montaseri, Matthias Morfeld und Mark Helle, Stendal, haben in diesem Zusammenhang Experteninterviews geführt. Deutlich wird in dieser Arbeit, dass auch die Anwender:innen neue Kompetenzen benötigen. Bei der Implementierung wird ein trialogisches Vorgehen, hier verstanden als ein Einbezug von Anbieter:innen, Nutzer:innen und Endnutzer:innen, empfohlen, zusätzlich Angehörige zu berücksichtigen, dürfte ergänzend hilfreich sein. Der folgende Beitrag behandelt eine klassische harm reduction Intervention. Ich fragte mich hier, ob in Teilen nicht KI-gestützte Chatbots auch als harm reduction Intervention gesehen und gezielt genutzt werden könnten. Allerdings geht es im Artikel zu inhalativem Konsum in Drogenkonsumräumen als Element von harm reduction von Meryem Grabski, Heino Stöver, Ingo Ilja Michels und Stefan Förster, Frankfurt, noch etwas klassischer zu. Im Ergebnis erscheint es folgerichtig, dem inhalativen Konsum in Drogenkonsumräumen seinen Raum zu geben. Mit dem nächsten Artikel geht es einen Schritt in Richtung stärkster Institutionalisierung, nämlich zum Maßregelvollzug. Patient:innen im Maßregelvollzug haben entsprechend des Äquivalenzprinzips Anspruch auf eine Behandlung, die Standards von Patient:innen in Freiheit entspricht. Ingo Szonnert, Nils-David Hirsch, Ingo Ilja Michels, Heino Stöver, Simon Fleißner und Karlheinz Keppler, Frankfurt, geben einen Überblick zur aktuellen Lage der medikamentengestützten Behandlung von Personen mit Opioidabhängigkeit im Maßregelvollzug. Es zeigt sich, dass noch ein Stück Weges zu gehen ist; erfreulicherweise unterbreiten die Autoren zugleich Lösungsvorschläge. Es mag sein, dass ein hoher Institutionalisierungsgrad nicht unbedingt Innovationskraft fördert. Mit dem letzten Artikel machen wir sowohl einen methodischen als auch räumlichen Sprung – von Setting- zu biologischen Aspekten mit einer Arbeit aus Moskau. Velentin Skyrabin, Anton Masyakin, Sergej Pozdniakov, Igor Shatokhin, Svetlana Sokolova und Valentina Ivanchenko beschreiben eine Reduktion von Nebenwirkungen durch pharmakogenetisch geleitete Therapie bei alkoholinduzierter Halluzinose. Nicht allein aus wissenschaftlicher Sicht freue ich mich über diesen Beitrag. Der Verlag und das Herausgebergremium sehen sich der Freiheit von Wissenschaft und Forschung im Einklang mit den internationalen Leitlinien des Committee on Publication Ethics verpflichtet. Auch die Rahmenbedingungen der EU wurden beachtet. Insofern kann die Publikation auch als kleiner Beitrag zur Aufrechterhaltung des Austausches zu suchttherapeutischen Themen über Grenzen hinweg verstanden werden. Vielleicht nicht das Schlechteste in diesen bewegten Zeiten.
Es grüßt Sie herzlich,
Ihr Jens Reimer
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Publication History
Article published online:
07 November 2025
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Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
