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DOI: 10.1055/a-2625-8330
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Wie alle anderen Berufe im Bereich der medizinischen Betreuung und Therapie erfordert auch die Behandlung von Tieren und die Kommunikation mit deren BesitzerInnen ein großes Maß an Einfühlungsvermögen.
Wir alle kennen den Begriff der Empathie: man fühlt mit. Es gibt unterschiedliche Ansätze zur Definition von Empathie. Der amerikanische Kommunikationsforscher Paul Ekman bezeichnet Empathie als Reaktion auf die Emotion eines anderen Menschen. Ihm zufolge kann zwischen kognitiver und emotionaler Empathie unterschieden werden. Kognitive Empathie erkennt, was ein anderer fühlt, wohingegen die emotionale Empathie uns fühlen lässt, was der andere fühlt und uns so zur Hilfeleistung motiviert.
Empathie – und jetzt?
So weit, so gut. Aber gibt es eigentlich auch einen Begriff für das Gegenteil?
In der Tat, den gibt es. Ekpathie beschreibt die Fähigkeit, das Einfühlungsvermögen in den kritischen Momenten einzudämmen, um sich so vor Manipulation und Ausnutzung zu schützen. Ekpathie ist also im Sinne eines „Ausfühlungsvermögens“ zu verstehen und wurde von dem spanischen Psychotherapeuten Luis de Revera geprägt. Ekpathie ist jedoch nicht als Gefühlskälte zu verstehen und auf jeden Fall von der pathologischen emotionalen Blindheit abzugrenzen, denn Alexithymie steht für die Unfähigkeit, Emotionen erkennen und beschreiben zu können.
Gerade im beruflichen Umfeld von Pflegeberufen kann eine Abgrenzung essenziell sein, um sich vor Überforderung zu schützen. Ekpathie ist somit eine wichtige Fähigkeit, um Grenzen zu setzen - insbesondere in einer Zeit, in der wir auf vielen Ebenen erreichbar sind und eine Abgrenzung umso wichtiger ist. Ein gutes Maß an Ekpathie kann also helfen, objektiv, rational und kritisch zu bleiben.
Zwischen Mitgefühl und Selbstschutz
Im Zweifelsfall also leise bis 10 zählen und überlegen, ob Empathie oder eher Ekpathie für die Situation angebracht sind.
Sollte es mit dem Grenzen setzten dann doch einmal nicht so gut funktioniert haben, hat seit dem 01. Juni 2025 die Telefonseelsorge der Vethilfe e.V. jeden Abend von 20.00–22.00 Uhr ein offenes Ohr für Menschen, die im tiermedizinischen Bereich arbeiten ([Abb. 1]).[]


Dr. Doris Timmann
Publication History
Article published online:
18 September 2025
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