PSYCH up2date 2025; 19(06): 465-483
DOI: 10.1055/a-2607-5987
Abhängigkeitserkrankungen

Neue Psychoaktive Substanzen: Rausch und Risiko oft unkalkulierbar

Authors

  • Udo Bonnet

  • Norbert Scherbaum

Zusätzlich zu den längst bekannten Drogen fanden europäische Frühwarn- und Überwachungsbehörden in den letzten 20 Jahren rund 1000 synthetische Stoffe als Drogen. Hier sollen die verschiedenen Stoffgruppen, ihre psychotropen Wirkungen, die Epidemiologie ihres Konsums sowie die rechtlichen und sozialen Perspektiven dieser Entwicklung dargestellt werden. Es ist offen, ob die neuen psychoaktiven Stoffe (NPS) die herkömmlichen Drogen verdrängen.

Kernaussagen
  • In den letzten 20 Jahren sind zahlreiche synthetische Drogen neu auf den Markt gekommen. Ihre Herstellung und ihr Handel sind nicht an bestimmte Länder gebunden, weshalb das Angebot nur schwer einzudämmen ist.

  • Die synthetischen Drogen betreffen synthetische Cannabinoide, Stimulanzien und Halluzinogene sowie neue synthetische Opioide (NSO), insbesondere Fentanyl und Verwandte.

  • Auch Ketamin und Ketaminderivate werden vermehrt v.a. in der Club- und Partyszene konsumiert.

  • Im Vergleich zu Cannabis ist der Konsum von NPS in Deutschland deutlich geringer.

  • NPS sind oft schon in kleinen Mengen hochwirksam und bergen ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Komplikationen einschließlich Todesfällen.

  • Stoffgruppenbezogene Regularien wurden auch in Deutschland etabliert (Neue-Psychoaktive-Stoffe-Gesetz).

  • Angesichts der oft rudimentären toxikologischen Kenntnisse über synthetische Drogen und der hohen interindividuellen Variabilität der Wirkung ist ihr Konsum oft ein Selbstversuch mit ungewissem Ausgang.

  • Die neuen synthetischen Drogen haben keine qualitativ neuen psychotropen Wirkungen. Für den abhängigen Konsum gelten daher die gleichen therapeutischen Grundsätze wie für herkömmliche Drogen.

  • Phenibut ist ein Gabapentinoid, das in Deutschland illegal als Nahrungsergänzungsmittel verkauft wird.

  • Der Lachgas-Konsum von und -Verkauf an Kinder und Jugendliche ist seit Juli 2025 verboten.



Publication History

Article published online:
14 November 2025

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