Aktuelle Kardiologie 2025; 14(04): 282-287
DOI: 10.1055/a-2606-7097
Kurzübersicht

Das Darmmikrobiom und dessen Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko

Impact of the Gut Microbiota on Cardiovascular Risk
Johann Roessler
1   Klinik für Kardiologie und Rhythmologie, St. Josef-Hospital Bochum, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutsdchland (Ringgold ID: RIN9142)
,
Arash Haghikia
1   Klinik für Kardiologie und Rhythmologie, St. Josef-Hospital Bochum, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutsdchland (Ringgold ID: RIN9142)
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Zusammenfassung

Das Darmmikrobiom steht in einer komplexen, mutualistischen Beziehung zu seinem Wirt, und zahlreiche Studien belegen, dass Veränderungen in der mikrobiellen Zusammensetzung und Funktion mit kardiovaskulären Erkrankungen assoziiert sind. Insbesondere über die Synthese von bioaktiven Metaboliten kann das Darmmikrobiom einen Einfluss auf die kardiovaskuläre Gesundheit ausüben. Neben diätetischen Interventionen, Stuhltransplantationen und der Supplementation von Pro- und Präbiotika stellen vor allem spezifische Modulatoren des mikrobiellen Stoffwechsels einen innovativen Darmmikrobiom-basierten Ansatz zur Individualisierung der Prävention und Therapie von kardiovaskulären Erkrankungen dar. Trotz innovativer Konzepte gestaltet sich die Translation der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die klinische Praxis herausfordernd, da die große Heterogenität der Studien die Vergleichbarkeit der Ergebnisse erschwert.

Abstract

The gut microbiome is in a complex mutualistic relationship with its host, and numerous studies demonstrate that changes in microbial composition and function are associated with cardiovascular diseases. Particularly through the ability to synthesize bioactive metabolites, the gut microbiome can influence cardiovascular health. In addition to dietary interventions, fecal transplants and the supplementation of pro- and prebiotics, specific modulators of microbial metabolism represent an innovative gut microbiome-based approach for individualization of prevention and treatment of cardiovascular diseases. Despite these innovative concepts, the translation of scientific findings into clinical practice remains challenging, as significant heterogeneity among studies complicates the comparability of the results.

Was ist wichtig?
  • Die Kapazität zur Synthese von bioaktiven Metaboliten stattet das Darmmikrobiom mit einer endokrinen Funktion aus, welche einen positiven (z. B. SCFA) oder negativen (z. B. TMAO, ImP) Einfluss auf die kardiovaskuläre Gesundheit ausüben kann.

  • Spezifische Modulatoren des mikrobiellen Metabolismus (z. B. TMA-Lyase-Inhibitoren) bieten innovative Konzepte zur kardiovaskulären Risikomodulation in einem Darmmikrobiom-basierten Ansatz.

  • Ein Mangel an randomisierten kontrollierten klinischen Studien erschwert bislang die Translation wissenschaftlicher Erkenntnisse in die klinische Praxis.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
06. August 2025

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