Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-2600-4245
Mitteilungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie
Herausgegeben vom Vorstand der WissHom, Wallstraße 48, 06366 Köthen (Anhalt):www.wisshom.de
Der 78. Weltkongress Homöopathie (LMHI) vom 14. bis 17. Mai 2025 in Utrecht, Niederlande
Die Liga Medicorum Homoeopathica Internationalis (LMHI) wurde im Jahre 1925 in Rotterdam als Plattform für den weltweiten Austausch zur ärztlichen Homöopathie gegründet. Aufgrund des 100-jährigen Jubiläums der LMHI fand der Weltkongress Homöopathie in diesem Jahr vom 14. bis 17. Mai 2025 in den Niederlanden, in Utrecht ([Abb. 1]), statt unter dem Motto: „Joy of Homeopathy“. Über 400 Teilnehmer aus der ganzen Welt nahmen daran teil und erlebten ein vielfältiges und mitreißendes Programm mit hochkarätigen, internationalen Referenten. Nach einer sehr persönlichen Einstimmung und Eröffnung durch die Präsidentin des Kongresses, Gio Meijer, und die LMHI-Präsidentin, Dr. Altunay Agaoglu, stellte Dr. Clemens Dietrich aus der Schweiz eindrucksvoll dar, welche Bedeutung Haltung und Verantwortung für die homöopathische Gemeinschaft an sich und in ihrer Außenwirkung haben.


Forschung, Lehre, Praxis und das Involvieren der Patienten waren wesentliche Schwerpunkte des Kongresses. Auch bedeutsame Aspekte der Geschichte der LMHI und der Homöopathie wurden mit eindrucksvollen Bildern vorgetragen. Unter anderem wurden die klinische Homöopathie in Indien, die Malariaprophylaxe und -behandlung in Afrika sowie die Möglichkeiten und Grenzen der homöopathischen Krebsbehandlung aus verschiedenen Perspektiven vorgestellt. Sehr wesentlich für uns in Europa waren die Vorträge der Hahnemannia, des ältesten Laienverbands in Deutschland. Mit dem Slogan „Patients=Power“ wurden die Zuhörer motiviert, die Patienten vermehrt in die Öffentlichkeitsarbeit einzubinden. „Round Table“-Diskussionen und persönliche Begegnungen ergaben einen bunten internationalen Austausch.
Das Präsidium von WissHom war stark vertreten
Der 1. Vorsitzende von WissHom, Prof. Dr. med. Michael Frass ([Abb. 2]) aus Wien, gab in seinem Vortrag „Homöopathie und Onkologie“ einen Überblick über die Effektivität der Homöopathie als Add-on-Therapie bei Krebspatienten. Er berichtete in kurzen Zügen, wie es ihm nach dem Motto „Never give up“ gelungen ist, bei seiner Studie zum nichtkleinzelligen Lungenkarzinom, NSCLC, die zunächst heftiger Kritik ausgesetzt war, die regelhafte Vorgehensweise der Studie überprüfen und bestätigen zu lassen. Da sich dadurch die Kritik als völlig haltlos erwies, führte dies zu seiner vollständigen Rehabilitation. Er stellte auch Studienergebnisse weiterer Forscher vor, die ebenfalls zu dem Ergebnis kamen, dass eine zusätzliche homöopathische Therapie die Lebensqualität der onkologischen Patienten signifikant verbessern sowie deren Überlebenszeit verlängern kann. Somit kann bei Krebserkrankungen eine additive homöopathische Therapie empfohlen werden, zumal gezeigt werden konnte, dass diese Therapieform keine negativen Effekte hatte.


Die Sprecherin der Sektion Forschung bei WissHom, Dr. med. vet. Petra Weiermayer, Tierärztin aus Wien, stellte die Guidelines zur Durchführung randomisierter, kontrollierter Studien (RCT) in der Human- und Veterinärhomöopathie vor. Ziel dieser Empfehlungen ist es, eine Verbesserung der Studienqualität geplanter RCTs in der Homöopathie zu erreichen. Dafür wurden homöopathiespezifische Anforderungen an RCTs durch Literaturrecherche und Expertenmeinungen zusammengetragen und eine Checkliste mit den wichtigsten Empfehlungen erstellt. Außerdem präsentierte Weiermayer gemeinsam mit Prof. Dr. Stephan Baumgartner die Guidelines zur Durchführung systematischer Reviews und Metaanalysen homöopathischer Studien, die sie gemeinsam mit Dr. med. Katharina Gärtner erarbeitet haben. Auch hier soll die Qualität weiterer Metaanalysen und systematischer Reviews zur Homöopathie verbessert werden.
Die 2. Vorsitzende von WissHom, Susann Buchheim-Schmidt ([Abb. 3]), Pharmakologin aus Mainz, referierte zum Thema „Mögliche Reaktionen auf homöopathische Arzneien im Kontext zum Pharmakovigilanz-System: Was kann als Nebenwirkung betrachtet werden und was nicht?“. Homöopathische Arzneien werden in Europa als „homöopathische Medizinprodukte (HMPs)“ betrachtet und müssen ähnliche Anforderungen bezüglich der Pharmakovigilanz erfüllen wie konventionelle Medikamente. Das Ziel der vorgestellten Evaluation ist es, die Unterschiede zwischen den Wirkungen pharmakologischer Medikamente und den Reaktionen auf einen homöopathischen Arzneireiz zu charakterisieren und sie in dem aktuellen Pharmakovigilanz-System einzuordnen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Evaluation von unerwünschten Reaktionen auf homöopathische Arzneien spezifische Einblicke in die homöopathische Vorgehensweise erfordert. Wegen ihrer hohen Verdünnung unterhalb der toxischen Dosis können homöopathische Arzneimittel im Allgemeinen als Arzneimittel mit wenigen Nebenwirkungen eingestuft werden.


Die Sprecherin der Sektion Lehre bei WissHom, Dr. med. Anna Gerstenhöfer, Allgemeinärztin aus Marburg, referierte über das Simile-Prinzip, das Herzstück der Homöopathie, als Ausgangspunkt, um mit anderen Disziplinen und rein konventionell arbeitenden Ärzten ins Gespräch zu kommen. Die Arbeitsgruppe „Terms and Concepts“ (Begriffe und Konzepte), wurde vom Europäischen Komitee für Homöopathie (ECH) und WissHom gegründet, um Begriffe und Konzepte der Homöopathie zu klären. Klare Definitionen sind essenziell in wissenschaftlichen Systemen, erleichtern die Lehre sowie die Entwicklung der Homöopathie und ermöglichen den Dialog mit nichthomöopathischem Publikum. Zunächst wurde der Begriff „Simile-Prinzip“ nach dem Modell eines Wiki-Artikels geschrieben, mit Experten und in der Gruppe diskutiert und der gemeinsame Text auf der Plattform Imed-Wiki eingestellt. Hier sind wir alle eingeladen, ihn zu lesen, zu kommentieren und zu ergänzen. Das Ähnlichkeitsprinzip ist schon lange vor Hahnemann erkannt und beschrieben worden. Es gibt auch heute gute Beispiele dazu in der Medizin und der Physiologie. Neben der großen Bedeutung für die Homöopathie ist das Simile-Prinzip gut geeignet, eine Brücke zu anderen Denkweisen zu bauen.
Den Vortrag „30 Jahre Homöopathie an einer Universitätskinderklinik in Deutschland“ von Dr. med. Sigrid Kruse, stellvertretende Sprecherin der Sektion Lehre bei WissHom, übernahm dankenswerterweise Dr. med. vet. Karoline Kretzdorn, da die Kinderärztin aus München krankheitsbedingt nicht anwesend sein konnte. Kretzdorn berichtete begeisternd über den Beginn als Modellprojekt an der Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) im Jahre 1995 und dessen Entwicklung zur gelungenen Integration der Homöopathie als Add-on-Therapie auf allen Stationen dieser renommierten Universitätskinderklinik. Mit einer Haltung von Akzeptanz und Respekt füreinander begegnen sich die Ärzte am Bett des Patienten, um gemeinsam die bestmögliche Therapie für das einzelne Kind zu finden. So konnte eine Integration gelingen.
Fazit
Das 100-jährige Jubiläum des LMHI wurde durch diesen Kongress in Utrecht in großer Vielfalt und Würde gefeiert! Menschen aus aller Herren Länder, zahlreiche Vorträge, Posterpräsentationen und Workshops sowie der holländische Abend vermittelten das Gefühl einer großen, bunten Familie, deren Mitglieder bereit sind, die „Extrameile“ zu gehen … oder zu fliegen, auch für einen einzigen halben Tag, um in Präsenz beim Round Table dabei zu sein, wie es Rachel Roberts vom Homeopathic Research Institute (HRI) getan hat.
Im nächsten Jahr wird es sogar 2 LMHI-Kongresse geben, vom 4. bis 7. Februar 2026 in Dhaka, Bangladesch, und vom 21. bis 24. Oktober 2026 in Cancun, Mexiko. Merken Sie sich diese Ereignisse im Kalender vor, denn der LMHI-Kongress ist immer eine Reise wert!
Publication History
Article published online:
21 July 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany