Zusammenfassung
Die Behandlung älterer Patienten erfordert eine besondere Aufmerksamkeit für Arzneimittelinteraktionen,
da mit einer Zunahme der altersbedingten Morbidität eine Polypharmazie immer relevanter
wird. Insbesondere bei Medikamenten mit einer geringen therapeutischen Breite können
Arzneimittelinteraktionen klinische Konsequenzen haben, die eine Anpassung der Dosis
oder das Beenden oder Wechseln der Begleitmedikation erfordern. Oft sind diese Interaktionen
auf eine pharmakokinetische Veränderung des Arzneimittelabbaus über das Cytochrom-P450(CYP)-Enzymsystem
zurückzuführen, vor allem über CYP3A4. Diese Enzymisoform ist an dem Metabolismus
von etwa der Hälfte der therapeutisch verwendeten Arzneimittel beteiligt, sodass sich
auch viele CYP3A4-Substrate unter den eingesetzten Medikamenten bei Prostatakrebspatienten
befinden. Unter den starken CYP3A4-Induktoren Apalutamid und Enzalutamid sind in diesem
Zusammenhang – im Gegensatz zu Darolutamid – in vielen Fällen deutlich erniedrigte
Plasmakonzentrationen bei den gleichzeitig verabreichten Arzneimitteln zu erwarten.
Bei Abirateron handelt es sich hingegen um einen moderaten CYP2D6-Inhibitor. Da über
dieses Isoenzym deutlich weniger Wirkstoffe biotransformiert werden, ist das Interaktionsspektrum
anders zu bewerten. Um im Vorfeld einer Pharmakotherapie das Ausmaß einer Wechselwirkung
besser abschätzen zu können, ist es hilfreich, die Abbauwege der einzelnen Wirkstoffe
besser zu verstehen, um im Zweifel rechtzeitig das Therapiemonitoring intensivieren,
Dosisveränderungen und Wechsel einer Pharmakotherapie vornehmen zu können.
Abstract
Pharmacotherapy of older patients requires special attention to drug interactions,
based on an increase in morbidity and elevated need for polypharmacy. Especially for
drugs with a narrow therapeutic index, interactions may require dose adjustments,
discontinuation or switching of co-medication. These interactions are frequently based
on pharmacokinetic alterations of drug metabolism via the cytochrome P450 (CYP) enzyme
system, mainly via CYP3A4. This isoform is involved in the metabolism of about half
of therapeutically applied drugs, including many agents commonly used in patients
with prostate cancer. As a consequence, an impressive decrease in plasma levels of
coadministered drugs has to be expected during the use of the potent CYP3A4 inducers
apalutamide as well as enzalutamide, in contrast to the mild CYP3A4 inducer darolutamide.
Abiraterone is classified as a moderate inhibitor of the CYP2D6 isozyme, which catalyses
the biotransformation of fewer drugs. As a consequence, abiraterone’s spectrum of
interaction has to be interpreted differently. As pharmacotherapy approaches, it is
helpful to understand the drug biotransformation pathways in more detail, in order
to assess the extent of possible interactions that may necessitate the intensification
of therapeutic monitoring, or dose modification or any therapeutic switch in time.
Schlüsselwörter
Prostatakarzinom - Arzneimittelinteraktionen - Polypharmazie - Pharmakokinetik - Cytochrom-P450-Enzymsystem
Keywords
prostate cancer - drug interactions - polypharmacy - pharmacokinetics - cytochrome
P450 enzyme system