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DOI: 10.1055/a-2588-5880
Themen

Einsatz für eine bessere Versorgung schwerstkranker Kinder
Über 99 Prozent der Pflegebedürftigen unter 15 Jahren werden zu Hause versorgt – meist von ihren Angehörigen und ambulanten Pflegediensten. Viele von ihnen benötigen eine intensivpflegerische Betreuung. Doch es fehlt an spezialisierten Pflegefachkräften. Die Folge: Eltern übernehmen oft über Jahre hinweg hochkomplexe medizinisch-pflegerische Aufgaben – bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit.
„Wir erleben einen schleichenden Zusammenbruch der Versorgung in der häuslichen Kinderkranken- und Kinderintensivpflege“, warnt Corinne Ruser, Geschäftsführerin des Bundesverbands Häusliche Kinderkrankenpflege e. V. „Der Fachkräftemangel, die geringe Bekanntheit des speziellen Berufsfelds, unzureichende Spezialisierungsmöglichkeiten im Rahmen der generalistischen Ausbildung und unzureichende politische Unterstützung bringen viele Familien an ihre Grenzen und gefährden die kleinen Patientinnen und Patienten.“
Um dem entgegenzuwirken, hat der BHK e. V. die Kampagne „Außerklinische Kinderkrankenpflege ist mehr als ein Job – sie verändert Leben. Auch deines!“ gestartet. Sie macht Inhalt und Bedeutung dieser Tätigkeit sichtbar und richtet sich gezielt an Pflegefachkräfte, die eine verantwortungsvolle und sinnerfüllte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen suchen.
Parallel dazu kämpft Pauline Marie Hense, Pflegeauszubildende am Kinder- und Jugendkrankenhaus „Auf der Bult“ in Hannover, für eine strukturelle Veränderung: Mit ihrer Petition „Erhalt der Möglichkeit zur Spezialisierung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin“ fordert sie, dass Pflegeauszubildende weiter die Möglichkeit haben müssen, sich auf die Pflege von Kindern und Jugendlichen zu spezialisieren.
Mit der Einführung der generalistischen Pflegeausbildung im Jahr 2020 wurde die Möglichkeit, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu lernen, stark eingeschränkt. Innerhalb der Generalistik gibt es zwar die Möglichkeit, die Vertiefung Pädiatrie zu wählen, jedoch deckt diese kaum alles ab, was die vorherige 3-jährige Ausbildung geleistet hat. Weiterhin haben nur wenige Auszubildende die Möglichkeit, sich zu spezialisieren und Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger*in zu werden. Diese Möglichkeit ist nun mit der Evaluation der Generalistik dieses Jahr in Gefahr.
„Kinder sind keine kleinen Erwachsenen – sie brauchen spezifisch ausgebildetes Personal“, betont Pauline Marie Hense. „Doch die generalistische Ausbildung vernachlässigt die pädiatrische Pflege, und entsprechende Spezialisierungen sind kaum noch verfügbar. Das gefährdet langfristig die Versorgung. Ich fordere daher den Erhalt der Spezialisierung und die Förderung dieses Ausbildungs- sowie Berufsfeldes.“
Die Petition hat bereits über 5500 Unterstützende gefunden und wird von Pauline Marie Hense am 11. Juni 2025 im Niedersächsischen Landtag im Rahmen der Sitzung des Petitionsausschusses persönlich vorgestellt. Unterstützende sind eingeladen, an dieser öffentlichen Sitzung teilzunehmen.
Gemeinsames Ziel: spezialisierte Fachkräfte fördern – Versorgung sichern
Der BHK e. V. und Pauline Marie Hense ziehen an einem Strang: Ohne qualifizierte Ausbildung keine spezialisierte Pflege – und ohne attraktive Arbeitsbedingungen, öffentliche Sichtbarkeit und politische Unterstützung keine Zukunft für Pflegefachkräfte in der Kinderkrankenpflege.
„Kinderkrankenpflege braucht Qualifikation – und Qualifikation braucht klare Ausbildungswege“, betont Corinne Ruser. „Sonst fehlt es am Fundament für eine sichere Versorgung – ob im Krankenhaus oder zu Hause. Daher unterstützen wir die Petition von Pauline Marie Hense ausdrücklich.“
Pauline Marie Hense sagt: „Es beginnt mit Sichtbarkeit – und genau das ist es, was die Initiative des BHK e. V. schafft. Nur wenn wir den Beruf der Kinderkrankenpflege in den Fokus rücken und die Notwendigkeit spezialisierter Pflegefachkräfte klar benennen, können wir den Fachkräftemange- in diesem Bereich langfristig bekämpfen.“
Quelle: BHK e. V.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
06. August 2025
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