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DOI: 10.1055/a-2578-8220
Erregerlexikon: Mpox-Viren

Seit Beginn des globalen Ausbruchs von Mpox (vormals Affenpocken, Monkeypox) im Mai 2022 werden weltweit Fälle der Klade II verzeichnet. Durch Präventionsmaßnahmen konnten die anfangs hohen Infektionszahlen reduziert werden. Am 14.08.2024 erklärte die Weltgesundheitsorganisation erneut eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite aufgrund eines Anstiegs von Infektionen mit Mpox der Klade I in mehreren afrikanischen Staaten. Mitte Oktober 2024 wurde der erste Fall einer Infektion mit Mpox der Klade I in Deutschland erfasst [1]. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über den Erreger, das klinische Bild, Präventions- und Therapieoptionen sowie reisemedizinische Aspekte.
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Mpox-Viren sind behüllte Doppelstrang-DNA-Viren und gehören zur Familie der Pockenviren.
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Mpox-Viren sind in Zentral-, Ost- und Westafrika endemisch, außerhalb dieser Länder gab es bis 2022 nur Einzelfälle von Infektionen. Im Sommer 2022 wurde ein relevanter Anstieg der Fallzahlen global von Mpox der Klade II berichtet. Die Infektionen betrafen fast ausschließlich Männer, der mutmaßliche Hauptübertragungsweg war der Sexualkontakt. Im September 2023 ereignete sich ein Anstieg von Infektionen der Klade I in Afrika, insbesondere im Kongo. In Deutschland sind bislang nur Einzelfälle von Infektionen mit Klade I bekannt.
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Eine Infektion mit Mpox-Viren äußert sich häufig durch ein fieberhaftes Krankheitsbild, gefolgt von (anogenitalen) vesikulopustulären Läsionen. Die Anzahl ist variabel, meist liegen zwischen 1 und 10 Läsionen vor. Häufige Begleitsymptome sind Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Lymphadenopathie.
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Die meisten Mpox-Infektionen verlaufen selbstlimitierend mit einer Symptomdauer zwischen 14 und 21 Tagen.
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Die Diagnose wird in der Regel mittels PCR von der betroffenen Stelle gesichert. Die Sensitivität bei Abstrichen von Hautläsionen liegt bei bis zu 97%.
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Pockenviren sind sehr umweltstabil. Zur Desinfektion wird die Verwendung von Desinfektionsmittel mit mindestens begrenzt viruzider Wirksamkeit empfohlen.
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Für Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko wird eine Impfung mit dem Impfstoff MVA-BN empfohlen. In der Regel werden 2 Impfdosen subkutan im Abstand von mindestens 28 Tagen verabreicht.
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Bei engem Kontakt zu einer Person mit Mpox-Infektion besteht die Indikation zur postexpositionellen Impfung mit MVA-BN. Diese sollte so früh wie möglich, spätestens 14 Tage nach Exposition, verabreicht werden.
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Mpox-Infektionen werden meist symptomatisch behandelt. Tecovirimat ist das einzige in der EU zugelassene antivirale Mittel zur Therapie der Mpox-Infektion, wobei das Medikament derzeit nur sehr begrenzt zur Verfügung steht.
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Für Reisen in Endemiegebiete gelten die generellen Empfehlungen zur Infektionsprophylaxe. Eine explizite Reiseimpfempfehlung existiert derzeit nicht.
Schlüsselwörter
Mpox - Affenpocken - Pocken - Impfung - sexuell übertragbare Infektion - sexuell übertragbare KrankheitPublikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
30. Mai 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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