PSYCH up2date 2025; 19(05): 389-405
DOI: 10.1055/a-2550-7152
Abhängigkeitserkrankungen

Fetale Alkoholspektrumstörungen bei Erwachsenen

Authors

  • Lea Wetzel

  • Tamara Ohly

  • Matthias Reichl

  • Bernd Lenz

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Fetale Alkoholspektrumstörungen (FASD) bleiben höchstwahrscheinlich oft unerkannt – insbesondere im Erwachsenenalter. Die lebenslangen neuropsychologischen Folgen und Einschränkungen im Alltag stellen Betroffene vor komplexe Herausforderungen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über aktuelle Forschungsergebnisse zu FASD im Erwachsenenalter, betont die klinische Relevanz und stellt ein konsentiertes strukturiertes diagnostisches Vorgehen vor.

Kernaussagen
  • Fetale Alkoholspektrumstörungen (FASD) entstehen durch Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft und führen bei den betroffenen Kindern zu psychischen, verhaltensbezogenen und somatischen Beeinträchtigungen, die oft lebenslang anhalten.

  • Personen mit FASD zeigen Defizite in den exekutiven Funktionen, wie Problemlösen und Planen, sowie Schwierigkeiten im den Bereichen Lernen, Gedächtnis und Sprachentwicklung. Auch soziale Probleme und impulsives Verhalten sind häufig. Teilweise liegt zusätzlich eine unterdurchschnittliche globale Intelligenz oder eine Intelligenzminderung vor.

  • Die kognitiven und sozialen Defizite infolge einer FASD im Erwachsenenalter wirken sich negativ auf die Alltagsbewältigung, insbesondere bei der Berufsausbildung, den Umgang mit Geld und zwischenmenschliche Beziehungen aus.

  • FASD wird im Erwachsenenalter höchstwahrscheinlich oft nicht erkannt. Die Schnittmenge zu anderen psychischen Störungen, wie z.B. ADHS, ist groß und kann dazu führen, dass eher diese Diagnosen vergeben werden. Es liegt eine aktuelle deutschsprachige S3-Leitlinie zur Diagnostik von FASD im Kindes- und Jugendalter vor. Für FASD im Erwachsenenalter gibt es jedoch bislang keine evidenzbasierte Leitlinie.

  • Es ist von hoher Relevanz, klare Diagnosekriterien für FASD im Erwachsenenalter festzulegen und entsprechende Leitlinien für Diagnose und Therapie zu entwickeln, um die Betroffenen besser unterstützen und ihre Lebensqualität verbessern zu können.



Publication History

Article published online:
26 September 2025

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