Zusammenfassung
Hintergrund
Neu zugelassene Therapien haben meist noch unbekannte Nebenwirkungen, obwohl
die klinischen Studien, die zur Zulassung führten, bereits Sicherheit und
Wirksamkeit analysierten. Ein Grund dafür ist, dass die Ein- und
Ausschlusskriterien der Studien das meist heterogenere Patientenkollektiv in
der klinischen Routineversorgung oft nicht komplett abbilden.
Fragestellung
In dieser Studie wurden die Auswirkungen der Übertragbarkeit von Phase-III
Ein- und Ausschlusskriterien auf MS-Patienten in der klinischen Praxis
analysiert, die mit DMDs behandelt werden. Dabei wurden die demografischen
und klinischen Merkmale bei Therapiebeginn zwischen Patienten verglichen,
die alle Kriterien erfüllt hätten und solchen, die mindestens eines nicht
erfüllt hätten. Zudem wurden Unterschiede in der Häufigkeit von
(schwerwiegenden) unerwünschten Ereignissen ((S)UEs) zwischen den beiden
Gruppen untersucht.
Methoden
Datenbasis bildeten zwei nationale, prospektive, beobachtende, klinische,
multizentrische Register, das REGIMS-Register und das MS-Register der DMSG.
Folgende Ein- bzw. Ausschlusskriterien wurden angewandt: Alter, klinischer
Verlauf der RRMS, Schübe, EDSS-Score, Medikationsgeschichte. Für kategoriale
Vergleiche wurde der Chi-Quadrat-Test durchgeführt und für kontinuierliche
Variablen der t-Test. Um den Unterschied in den Daten zur (S)UEs zu
untersuchen, wurden logistische Regressionsmodelle berechnet. Ein p-Wert
von<0,05 wurde als statistisch signifikant angesehen.
Ergebnisse
28% der Patienten des REGIMS-Registers und 5% der Patienten des MS-Registers
haben die 4 vordefinierten Einschlusskriterien erfüllt und wären somit in
eine Phase-III-Zulassungsstudie der entsprechenden Substanz aufgenommen
worden.
Schlussfolgerung
Unsere Ergebnisse zeigen eine deutliche Patientenselektion durch spezifische
Einschlusskriterien in klinischen Studien von MS-Therapeutika, verglichen
mit dem Patientenkollektiv, das nach Zulassung diese Therapie erhält. Diese
Selektion geht allerdings nicht mit einem höheren Risiko in Bezug auf SUEs
für diejenigen Patienten einher, die nicht in die entsprechende klinische
Phase-III-Studie eingeschlossen worden wären.
Abstract
Background
Newly approved therapies usually have unknown adverse events, although the
clinical trials that led to approval had already tested them for safety and
efficacy. One reason for this is that the inclusion and exclusion criteria
of the trials often do not fully reflect the usually heterogeneous patient
population in routine clinical care.
Aim
The aim of the study was to analyse the extent to which patients with
multiple sclerosis (MS) in routine clinical care fulfil the inclusion and
exclusion criteria for the corresponding clinical phase III trial of the
respective drug.
Methods
Sociodemographic and clinical characteristics as well as (serious) adverse
events ((S) AEs) were compared. Data were based on two national,
prospective, observational, clinical, multicentre registries, the REGIMS
registry and the DMSG MS registry.
Results
Patients (28%) in the REGIMS registry and 5% of the patients in the MS
registry fulfilled the 4 predefined inclusion criteria and would therefore
have been included in a phase III registration trial of the corresponding
substance.
Conclusion
Our results show a clear selection of patients by specific inclusion criteria
in clinical trials of MS therapeutics compared to the patient population
receiving this therapy after approval. However, this selection is not
associated with a higher risk of AEs for those patients who would not have
been included in the corresponding phase III clinical trial.
Schlüsselwörter
Epidemiologie - Pharmakoepidemiologie - Multiple Sklerose
Keywords
Epidemiology - Multiple Sclerosis - Pharmacoepidemiology