Frauenheilkunde up2date 2025; 19(05): 469-485
DOI: 10.1055/a-2509-9119
Interdisziplinäre Themen

Möglichkeiten und Grenzen der Palliativmedizin

Authors

  • Friedemann Nauck

  • Heidrun Golla

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In den vergangenen Jahrzehnten konnten durch die modernen onkologischen Behandlungsmöglichkeiten und die Früherkennung von malignen Tumorerkrankungen enorme Fortschritte in der Behandlung von Patient*innen mit gynäkologischen Krebserkrankungen erzielt werden. Dennoch können nicht alle Patient*innen geheilt werden. Bei nicht heilbarer Erkrankung bietet eine rechtzeitige Einbeziehung der Palliativmedizin die Möglichkeit, die Lebensqualität dieser Patient*innen zum Teil langfristig zu verbessern.

Kernaussagen
  • Ziel der Palliativmedizin ist nicht Heilung, sondern Lebensqualität.

  • Sie richtet sich an Patient*innen mit unheilbaren Erkrankungen und zielt auf Symptomkontrolle, psychosoziale sowie spirituelle Unterstützung ab, um ein würdevolles Leben bis zum Tod zu ermöglichen.

  • Eine frühzeitige Integration der Palliativmedizin – auch parallel zu kurativen Therapien – kann die Lebensqualität signifikant verbessern.

  • Nur durch interprofessionelle palliativmedizinisch qualifizierte Teams, bestehend unter anderem aus Ärzt*innen, Pflege, Psychologie, Sozialarbeit und Seelsorge, kann eine umfassende Versorgung gewährleistet werden.

  • Advance Care Planning (ACP) ermöglicht es, individuelle Wertvorstellungen und Therapieziele im Voraus zu klären und verbindlich zu dokumentieren – über klassische Vorsorgedokumente hinaus.

  • Die strukturierte Übermittlung schlechter Nachrichten, z. B. nach dem SPIKES-Modell, verbessert das Verstehen, reduziert Ängste und stärkt die Compliance.

  • Neben der körperlichen Dimension des Schmerzes müssen psychische, soziale und spirituelle Aspekte („Total Pain“) beachtet werden – sonst bleiben Therapien trotz Opioiden oft unzureichend.

  • Die Sterbephase ist Teil des Lebens, kein medizinisches Scheitern. Die Begleitung in der letzten Lebensphase erfordert vorausschauende Planung, symptomorientierte Anpassung der Medikation und empathische Präsenz.



Publication History

Article published online:
02 October 2025

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