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DOI: 10.1055/a-2509-0640
Kommentar zu "Gezielte Desinfektion medizinischer Geräte und mobiler Gegenstände durch den Reinigungsdienst senkt nosokomiale Infektionsrate"

Die grundsätzliche Bedeutung mobiler, für mehrere Patienten verwendeter Gerätschaften als mögliche Vektoren für die Entstehung nosokomialer Infektionen und Kolonisationen beschreiben Peters et al. in einem Review 2022 [1].
Das primäre Ergebnis der vorliegenden Studie war definiert als die Anzahl der bestätigten Fälle nosokomialer Infektionen bei allen Patienten im Beobachtungszeitraum. Die Patienten wurden mehr als einmal gezählt, wenn sie mehr als eine separate Krankenhauseinweisung während des Studienzeitraums hatten. Die sekundären Ergebnisse der Studie waren vordefinierte Untergruppenanalysen der Arten der Infektionen, die Gründlichkeit der Reinigung von gemeinsam genutzten medizinischen Geräten, definiert als der Anteil der fluoreszierenden Markierungspunkte, die bei den vierzehntägigen Audits vollständig entfernt wurden, die Präferenzen des Personals hinsichtlich des Feedbacks zur Reinigung und die Kostenwirksamkeit der Intervention. Die Bewertung der Kosteneffizienz ist zwar ein wesentlicher Teil der Studie, wurde aber nicht mitberichtet, sondern soll separat publiziert werden. Der Arbeitsaufwand erscheint aber angesichts der deutlichen Reduktion der Rate nosokomialer Infektionen gerechtfertigt – auch wenn die konkreten Zahlen hierzu noch nicht vorliegen.
Kernpunkt des Interventionsprogrammes war die zusätzliche, einmal tägliche Reinigung und Desinfektion aller medizinische Geräte und Gegenstände auf den Stationen, die für mehrere Patienten verwendet wurden, durch speziell geschultes Reinigungspersonal. Dabei zeigte sich, dass die Reinigungsqualität in der Kontrollgruppe, bei der die Aufbereitung dem Pflegepersonal oder dem ärztlichen Dienst überlassen wurde, im Vergleich zur Interventionsgruppe schlecht durchgeführt wurde.
Entscheidend scheint hier die klare Zuordnung der Aufgabe zu sein, denn ein bekanntes Alltagsphänomen ist das Fehlen klarer Zuständigkeiten mit dem Ergebnis, dass sich niemand für diese mobilen Geräte verantwortlich fühlt.
Mit der mindestens einmal täglichen, gründlichen Reinigung und Desinfektion wird ein Sicherheitsnetz gespannt, welches die unmittelbare Reinigung und Desinfektion nach der Anwendung, insbesondere medizinischer Geräte wie z.B. Ultraschall-, EKG-, oder Blutdruckmessgeräte, nicht ersetzen kann, aber sinnvoll ergänzt.
Natürlich muss das Reinigungspersonal entsprechend geschult werden, um die Oberflächen medizinischer Geräte sicher aufbereiten zu können. Die Einweisung kann sich jedoch auf genau diese Tätigkeit und z.B. die Ein- und Ausschaltfunktionen der Medizinprodukte beschränken und umfasst nicht die Anwendung der Geräte am Patienten, so dass hier auch nach deutschem Medizinprodukterecht keine formaljuristischen Probleme auftreten sollten. Ein ähnliches Konzept konnte bereits bei der Aufbereitung des Narkosearbeitsplatzes durch speziell geschultes Reinigungspersonal an der Universitätsklinik Freiburg umgesetzt werden [2].
Die Generalisierbarkeit der australischen Ergebnisse wird zwar durch den Single-Center-Charakter der Studie eingeschränkt, die Problemstellung erscheint aber universal, ebenso wie die Anwendbarkeit der beschriebenen Methoden der Intervention. Praktisch bedeutsam sind hierbei auch die Ergebnisse der Fokusgruppenbefragung zum Feedback der Reinigungsqualitätskontrollen, wobei das Reinigungspersonal das persönliche Gespräch gegenüber E-Mails und insbesondere öffentlicher Präsentationen der Ergebnisse klar bevorzugt.
Publication History
Article published online:
04 June 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Peters A, Schmid MN, Parneix P. et al. Impact of environmental hygiene interventions on healthcare-associated infections and patient colonization: a systematic review. Antimicrob Resist Infect Control 2022; 11: 38
- 2 Goebel U, Gebele N, Ebner W. et al. Bacterial contamination of the anesthesia workplace and efficiency of routine cleaning procedures: a prospective cohort study. Anesth Analg 2016; 122: 1444-1447