Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2025; 20(05): 481-494
DOI: 10.1055/a-2507-9294
Pädiatrische Orthopädie und Unfallchirurgie

Schädel-Hirn-Trauma bei Kindesmisshandlung

Authors

  • Markus Uhl

  • Kristin Goller-Bruchmann

  • Lennart Gunst

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Schädel-Hirn-Traumata infolge Kindesmisshandlung – in Form des Schütteltraumas die häufigste und prognostische ungünstigste Manifestation – fordern höchste diagnostische Aufmerksamkeit und ein interdisziplinäres Vorgehen. Ein rasches, strukturiertes Management entscheidet über die Prognose; Fehldeutungen können lebenslange Auswirkungen oder den Tod des Kindes zur Folge haben.

Kernaussagen
  • Misshandlungsbedingte Schädel-Hirn-Traumata (Abusive Head Trauma, AHT) sind die häufigste Todesursache im Kleinkindesalter. Der Altersgipfel liegt in den ersten Lebensmonaten. Die Mortalität des AHT liegt zwischen 15 % und 60 %.

  • Opfer eines AHT zeigen häufig keine weiteren Zeichen für ein Trauma an Haut, Kopf oder Skelett auf.

  • Die typischen klinischen Präsentationen sind

    • Lethargie,

    • epileptische Anfälle,

    • Bewusstlosigkeit und

    • Hirndruckzeichen.

  • Ein Verdacht auf Kindesmisshandlung ist immer gegeben, wenn die Anamnese nicht zur Verletzung passt.

  • Der minimale Standard der initialen Evaluation besteht in einer nativen kranialen CT. Die Sonografie ist ein Werkzeug für eine bettseitige Ersteinschätzung, ersetzt aber nicht die CT. Bei Nachweis eines subduralen Hämatoms oder Hygroms und/oder Parenchymverletzungen muss in den Folgetagen ein kraniales natives MRT mit zusätzlichen blutungssensitiven Sequenzen und ein MRT der Halswirbelsäule angefertigt werden. Das Kinderschutzteam der kooperierenden Kinderklinik muss bei V. a. ein AHT involviert werden.

  • Weitere Untersuchungen wie die augenärztliche Untersuchung zum Nachweis von retinalen Blutungen, die erweiterte Skelettdiagnostik zum Nachweis spezifischer misshandlungsbedingter Frakturen sind elektiv in den Folgetagen notwendig [3] [13].

  • Seien Sie wachsam bei der Diagnose von posterioren Rippenfrakturen, Schädelkalottenfrakturen, metaphysären (Kanten-)Frakturen, Frakturen unterschiedlichen Alters bei Kleinkindern [3] [13].

  • Pro Woche kommen in Deutschland 2 Kinder durch Misshandlung und Vernachlässigung zu Tode [14]. Bleiben Sie wachsam!



Publication History

Article published online:
24 September 2025

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