Neonatologie Scan 2025; 14(03): 245-257
DOI: 10.1055/a-2483-3580
CME-Fortbildung

Koffein für Frühgeborene: Evidence and Experience

Johannes Pöschl
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Koffein gehört zu den am häufigsten verwendeten und in Studien am besten untersuchten Wirkstoffe in der Behandlung von Apnoen bei Frühgeborenen. In diesem Beitrag wird auf Pharmakologie, Wirkung und Nebenwirkungen einer Koffeintherapie mit Empfehlungen zu Dosis und Behandlungsbeginn eingegangen und dabei insbesondere die klinische Erfahrung des Autors mit eingebracht.

Kernaussagen
  • Alle nichtinvasiv beatmeten Frühgeborene <30 SSW mit CPAP sollten möglichst bald nach der Geburt (<36 Stunden oder bei Frühgeborenen <26 SSW mit CPAP schon im Kreißsaal) mit Koffein behandelt werden.

  • Frühestens 24 Stunden (besser 2–4 Stunden) vor geplanter Extubation oder innerhalb von 6 Stunden nach Spontanextubation sollte Koffein verabreicht werden. Auch bei Vorbehandlung mit Koffein ist eine zusätzliche Nachsättigungsdosis vor Extubation und bei Apnoen nach Spontanextubation sinnvoll, um diesen zu reduzieren und die Atemsituation zu stabilisieren.

  • Alle Frühgeborene <34 SSW mit AOP sollten, unabhängig vom Umstand einer nichtinvasiven Beatmung, Koffein erhalten. Eine Sättigungsdosis Koffeinzitrat von 10–80mg/kg/d und Erhaltungsdosen von 20–30mg/kg/d sind effektiv zur Behandlung der AOP und sicher in Hinsicht auf die neurologische Entwicklung (mindestens bis zum 2. Lebensjahr). Erhaltungsdosen von Koffeinzitrat mit 1-mal 20mg/kg täglich können mit zunehmenden Lebenswochen auf 2-mal 20mg/kg täglich gesteigert werden (meist nach 2 Lebenswochen).

  • Serumspiegelbestimmungen können für das weitere Vorgehen sinnvoll sein, um ggf. die Dosis zu erhöhen oder zu pausieren, wenn z.B. eine Hochdosis-Koffeintherapie trotz mehrerer Nachsättigungen (20mg/kg) ineffektiv bleibt. Ein therapeutischer Bereich des Serumkoffeins <84mg/l ist sicher, ohne Kurzzeitnebenwirkungen und auch mit einem neurologischen Outcome verknüpft, welches dem des CAP-Trials vergleichbar ist (mindestens bis zum 2. Lebensjahr).

  • Eine Beendigung der Koffeintherapie kann erfolgen, wenn 34 p.m. Wochen erreicht sind und Apnoen nur noch in geringer Häufigkeit (z.B. <1 Apnoe/h über 4 Stunden) auftreten. Bei ELBW-Frühgeborenen ist ein Therapieende allerdings oft erst später, z.B. nach 40 p.m. Wochen, möglich.

  • Aufgrund langjähriger klinischer Erfahrung mit der Koffein-Eskalationstherapie bei den unreifsten Frühgeborenen und auf dem Boden aktueller Publikationen, nicht unbedingt aber nach den gängigen Leitlinien, ist eine qualitätsverbessernde Strategie (s.o.) zu empfehlen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. September 2025

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