KJP up2date 2025; 02(01): 85-100
DOI: 10.1055/a-2467-8395
Perspektivwechsel

Hometreatment in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Isabel Böge
Preview

Hometreatment ist ein neues, in anderen europäischen Ländern regelhaft praktiziertes, mit zunehmender Evidenz belegtes Behandlungskonzept, das in Deutschland, Österreich und der Schweiz erst vor kurzem begonnen hat, in der Regelversorgung anzukommen. Zwar ist die Datenlage immer noch nicht abschließend geklärt, dennoch zeigt Hometreatment eine vergleichbare Effektivität wie eine stationäre Behandlung und erreicht mehr Patient*innen.

Kernaussagen
  • Aus dem Gedanken heraus, dass Kinder und Jugendliche nicht losgelöst aus ihrem Umfeld betrachtet werden können, sind inzwischen weltweit viele verschiedene Formen von Hometreatment erprobt worden.

  • Intensives Hometreatment zeigt eine vergleichbare Effektivität wie eine stationäre Behandlung.

  • Eine Patientenzufriedenheit der Kinder und Jugendlichen und deren Familien ist i.d.R. gegeben.

  • Hometreatment erreicht mehr bzw. andere Kinder und Jugendliche, welche krankheitsbedingt oder aus Angst vor Stigmatisierung ggf. sonst mit einer Behandlung noch gezögert hätten. Ebenfalls werden Familien in ländlichen Regionen erreicht, die z.B. Transportprobleme zu entsprechenden ambulanten oder stationären Behandlungsmöglichkeiten haben.

  • Die Compliance im Wahrnehmen der Behandlungstermine steigt.

  • Vorab geprüft werden müssen die räumlichen Gegebenheiten. Es sollte z.B. möglich sein, Einzelgespräche zu führen (in einem eigenen Zimmer, wobei auch kreative Lösungen wie im Café oder draußen bei einem Spaziergang denkbar sind).

  • Die Indikationsstellung für Hometreatment sollte immer gemeinsam vom Hometreatment-Team mit der Familie besprochen werden. Man sollte genug Zeit lassen, dass sich beide Seiten aktiv für Hometreatment entscheiden können, da die Motivation zur Mitarbeit bei den Familien entscheidend für eine gelingende Behandlung ist.

  • Letztendlich stellt Hometreatment eine Ergänzung des sich von ambulant nach stationär intensivierenden Behandlungsspektrums in der Kinder- und Jugendpsychiatrie dar und sollte hier auch in Zukunft einen festen Platz in der Versorgungslandschaft für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen erhalten.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
27. Januar 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany