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DOI: 10.1055/a-2443-5502
Neues aus der Reisemedizin
Ausgewählte Meldungen und aktuelle Entwicklungen
Marburgfieber in Ruanda
Bei dem Marburg-Virus handelt es sich um einen Erreger mit sehr hoher Letalität, welcher zwischen 1967 (dem Jahr seiner Erstbeschreibung) und 2023 bereits 17 bestätigte Ausbrüche verursachte. Als Hauptreservoir werden Nilflughunde vermutet, die meisten humanen Infektionen erfolgten in Äquatorial- und Westafrika (bzw. durch von dort importierte Primaten).
Zwischen Ende September und Ende Oktober dieses Jahres ereignete sich nun erstmals auch im ostafrikanischen Ruanda ein Ausbruch. Mit 66 bestätigten Infektionen ist dies der bisher drittgrößte Ausbruch weltweit. Betroffen waren 7 der 30 Distrikte des Landes. Die meisten Fälle meldeten die 3 Distrikte der Hauptstadtprovinz Kigali.
Der Indexfall war wahrscheinlich ein 27-jähriger Minenarbeiter, der in einer Höhle Kontakt zu Flughunden hatte. Nach dem Auftreten der ersten Symptome suchte er in einem Krankenhaus in Kigali Hilfe, wo sich das Ausbruchsgeschehen dann beschleunigte: Bei mehr als 80 % der insgesamt 66 Betroffenen handelt es sich um Mitarbeiter zweier Krankenhäuser in der Hauptstadt.
Drei Tage nach dem Auftreten der ersten Fälle stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Risiko dieses Ausbruchs auf nationalem Level als sehr hoch ein – vor allem, weil das Hauptinfektionsgeschehen in einer dichtbesiedelten Millionenstadt stattfand und die Letalität bei früheren Ausbrüchen sehr hoch war: Bei den beiden bisher größten Ausbrüchen (154 Fälle in der Demokratischen Republik Kongo in den Jahren 1998–2000 sowie 252 Infizierte in Angola zwischen 2004 und 2005) verstarben 83 bzw. 90 % der Betroffenen. Auch bei den 77 in den vergangenen 15 Jahren aufgetretenen Infektionen betrug die Sterblichkeit im Durchschnitt noch immer 75 %.
Die aktuell beobachtete Letalität in Ruanda liegt mit 22,7 % jedoch deutlich darunter. Dies ist vor allem dem konsequenten Handeln der ruandischen Gesundheitsbehörden zu verdanken [1]: Während das Gesundheitswesen Ruandas früher ähnlich rudimentär ausgestattet war wie in vielen anderen Ländern der Region, gilt es heute als eines der besten Afrikas. Innerhalb kürzester Zeit wurde eine effektive Kontaktüberwachung und Isolationsstrategie implementiert, sodass bisher kein einziger Fall außerhalb der bekannten Übertragungsketten auftrat. Dadurch konnte die Zahl der Neuinfektionen nach 58 Fällen innerhalb der ersten 2 Wochen auf nur noch 8 neue Fälle seit dem 9. Oktober gesenkt werden. Nach dem 29. Oktober wurden keine Neuinfektionen mehr gemeldet (Stand: 24.11.2024). Da die Inkubationszeit 3–21 Tage beträgt (in der Regel 5–10), bedeutet dies, dass sich die meisten Betroffenen vermutlich noch vor oder unmittelbar nach der labordiagnostischen Bestätigung der ersten Fälle infiziert haben.
Darüber hinaus begann bereits 10 Tage nach dem ersten bestätigten Fall die Impfung des Klinikpersonals mit einem experimentellen Impfstoff, welcher durch das in den USA ansässige Sabin Vaccine Institute bereitgestellt wurde und sich gerade in Phase 2 einer klinischen Studie in Kenia und Uganda befindet. Bis zum 1. November wurden bereits 1629 Impfdosen an medizinisches Personal in Kigali und Minenarbeiter aus der Region des Indexfalls verabreicht. Erste, anekdotische Ergebnisse deuten dabei in eine vielversprechende Richtung: So handelt es sich bei dem 64. bestätigten Fall um einen Klinikmitarbeiter, der wenige Tage vor seiner Erkrankung geimpft worden war. Laut Aussage des ruandischen Gesundheitsministers gehe es ihm gut und er zeige einen untypischen Krankheitsverlauf, was jedoch nicht weiter spezifiziert wurde [1].
Publication History
Article published online:
04 December 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Rwanda Biomedical Centre. Marburg Virus Information. Update 16-22 November 2024. Im Internet. https://rbc.gov.rw/marburg/ Letzter Zugriff: 24.11.2024
- 2 World Health Organization. Trachoma. 21 October 2024. Im Internet. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/trachoma Letzter Zugriff: 05.11.2024
- 3 World Health Organization. The end TB strategy. 16 August 2015. Im Internet. https://www.who.int/publications/i/item/WHO-HTM-TB-2015.19
- 4 World Health Organization. Global tuberculosis report 2024. Im Internet. https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/379339/9789240101531-eng.pdf Letzter Zugriff: 05.11.2024