Hebamme 2025; 38(01): 7-9
DOI: 10.1055/a-2441-8415
Studienergebnisse
Kurz berichtet

Maternale Essstörung und fetales Outcome

Milembamane M, Moussa NM, Twynstra J et al. Maternal eating disorders and adverse birth outcomes: A systematic review and meta-analysis. Can J Diet Pract Res 2024; 85 (1): 45–53. DOI: 10.3148/cjdpr-2023-019

Im Rahmen einer Schwangerschaft unterliegt der Körper einer Reihe von Veränderungen. Für Personen mit einer Essstörung in der Anamnese kann dies problematisch sein. Essstörungen sind anhaltende Störungen des Essverhaltens, die zu abnormaler Nahrungsaufnahme und Problemen in der Aufnahme von Nährstoffen für den Körper führen. Es existieren Forschungsarbeiten, die belegen, dass Krankheiten wie Anorexie das fetale Outcome beeinflussen. In ihrer Metaanalyse der bestehenden Literatur zu dieser Thematik untersuchen Milembamane et al. den Einfluss von mütterlichen Essstörungen auf das fetale Outcome. Hierzu wurden Forschungsarbeiten betrachtet, die sich mit den diagnostizierten Essstörungen Anorexie, Bulimie und Binge-Eating im Zusammenhang mit folgenden fetalen Outcomes auseinandersetzten: small for gestational age (SGA), niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburtlichkeit, large for gestational age (LGA) sowie Fehlgeburten.

Insgesamt wurden 4 Datenbanken durchsucht, 18 Studien entsprachen den Einschlusskriterien. Zwischen Essstörungen in der Krankheitsgeschichte und dem Risiko einer Fehlgeburt fand die Metaanalyse keinen signifikanten Zusammenhang. Dies könnte allerdings dadurch bedingt sein, dass die 3 oben genannten Essstörungen gemeinsam betrachtet wurden. Die Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass eine Remission der Bulimie vor der Schwangerschaft das Risiko für eine Fehlgeburte verringern kann, jedoch Frauen mit Bulimie in der Anamnese ein insgesamt höheres Fehlgeburtenrisiko haben als Frauen ohne Essstörung.

Weiterhin stellten die Autor*innen einen 74%igen Anstieg der Prävalenz von niedrigem Geburtsgewicht sowie einen 39%igen Anstieg von SGA-Feten im Zusammenhang mit einer maternalen Anorexie fest. Binge-Eating erhöht laut der Metaanalyse die Prävalenz von Frühgeburtlichkeit sowie von LGA-Feten. Dies erklären die Autor*innen damit, dass Frauen mit einer Binge-Eating-Störung dazu tendieren, in der Schwangerschaft diese Verhaltensmuster weiterzuführen oder rückfällig werden. Infolgedessen kann es zu einer erhöhten Gewichtszunahme der Mutter kommen, die im Zusammenhang mit einem höheren fetalen Gewicht steht.

Fazit

Die Ergebnisse der Metaanalyse von Milembamane et al. weisen darauf hin, dass Essstörungen – auch bereits vor der Schwangerschaft – negativen Einfluss auf das fetale Outcome haben können. Gynäkolog*innen und Hebammen sollten dies bei der Anamneseerhebung von Schwangeren beachten. Die Beratung kann dann auf eine Therapie der Essstörung vor der Schwangerschaft abzielen, und während der Schwangerschaft kann Fachpersonal eine angemessene Gewichtszunahme fördern.

Maureen Kuhn



Publication History

Article published online:
17 February 2025

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