PSYCH up2date 2025; 19(06): 521-536
DOI: 10.1055/a-2410-2179
Störungsübergreifende Themen und Methoden

Sexueller Missbrauch in Institutionen

Autoren

  • Harald Dreßing

Sexualisierte Gewalt kommt in unterschiedlichen Tatkontexten vor, und es gibt vielfältige Konstellationen zwischen Tätern und Betroffenen. Dieser Artikel befasst sich in erster Linie mit Taten, die in einem institutionellen Kontext stattfinden und zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen sind, da hierbei besondere Dynamiken eine Rolle spielen, die auch für die jeweiligen institutionellen Schutzkonzepte von besonderer Bedeutung sind.

Kernaussagen
  • Sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige kommt am häufigsten im familiären Bereich vor, aber auch in Institutionen wie Betreuungs- und Bildungsstätten oder Sportvereinen – also überall dort, wo Kinder der Obhut von Erwachsenen anvertraut sind.

  • Es ist von einer großen Dunkelziffer bezüglich des Vorkommens sexualisierter Gewalt auszugehen.

  • Je früher Menschen in der Biografie sexualisierte Gewalt erleben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für gesundheitliche Probleme.

  • Zunehmend findet sexualisierte Gewalt auch über soziale Netzwerke statt und ebnet oft den Weg für Treffen und Übergriffe in der realen Welt.

  • Den Betroffenen fällt es oft schwer, über die in der Kindheit erlebten Missbräuche zu sprechen, weshalb eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre in der Therapie besonders wichtig ist.

  • Die Opfer, aber auch sog. Bystander sind in der Regel nicht ausreichend über mögliche Hilfsangebote informiert; Ärztinnen und Ärzte sollten daher Multiplikatoren zur Vermittlung von Wissen über Hilfsangebote sein.

  • Die Ursachen für sexuelle Gewalt gegen Minderjährige sind mehrdimensional und lassen sich mit dem Vier-Faktoren-Modell nach Finkelhor analysieren; erst deren Zusammenwirken führt letztlich zum Missbrauch in Institutionen.

  • Zur Prävention von sexueller Gewalt in Institutionen sind Transparenz, Null-Toleranz-Haltung und Schutzkonzepte auf verschiedenen Ebenen erforderlich, die Mitarbeitende, Eltern und Kinder mit einbeziehen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. November 2025

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