PSYCH up2date 2025; 19(03): 237-250
DOI: 10.1055/a-2337-4289
Affektive Störungen

Der multimodale Behandlungsansatz der Altersdepression

Vjera Holthoff-Detto
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Die Altersdepression kann zu erheblichen Funktionsbeeinträchtigungen und einer Verschlechterung der kognitiven und somatischen Gesundheit führen. Die multimodale, individuell angepasste Behandlung der Altersdepression muss daher gleichzeitig die affektive Symptomatik, den Funktionsstatus und die Kognition bestmöglich behandeln und sie steht im Wettlauf mit den Ressourcen der alten Patienten, da die somatischen und psychischen Reservekapazitäten schnell aufgebraucht sein können.

Kernaussagen
  • Bei der Altersdepression ist die Behandlungsprognose besonders abhängig von der individuellen physischen und psychischen Reservekapazität, sodass auch leichte Depressionen zu schweren Funktionseinbußen führen können und eine gezielte Behandlung so früh wie möglich begonnen werden muss.

  • Unzureichend behandelte somatische Komorbidität kann die Ansprechbarkeit auf Antidepressiva in allen Phasen der Behandlung behindern und erhöht die Rückfallgefahr.

  • Alte Menschen mit Depression weisen ein deutlich höheres Suizidrisiko auf. Besonders gefährdet sind alleinlebende, ältere Männer mit einer schweren somatischen Erkrankung und/oder bereits vorangegangenen Suizidversuchen.

  • Behandlungsziel bei alten Menschen ist die Remission und daher ist die Früherkennung depressiver Syndrome und ein sofortiger Behandlungsbeginn und das sorgfältige Monitoring von Rückfällen und Rezidiven mittels Anamnese und Depressionsskalen im Verlauf so entscheidend.

  • Die Behandlung kombiniert pharmakologische und nicht pharmakologische Ansätze. Neben Antidepressiva kommen Psychotherapie, psychotherapeutisch geprägte Methoden (z.B. Ergotherapie) und Bewegungsangebote zum Einsatz.

  • Eine konsequente Aufklärung über Nutzen und Dauer der Behandlung ist essenziell. Viele ältere Menschen brechen die Therapie vorzeitig ab. Engmaschige Kontakte und partizipative Entscheidungsfindung verbessern die Adhärenz.

  • SSRI und SNRI gelten als Mittel der 1. Wahl, erhöhen jedoch u.a. das Risiko für Blutungen (v.a. bei gleichzeitiger Antikoagulation) oder Hyponatriämien. Alternativen wie Mirtazapin oder Agomelatin sind bei spezifischen Kontraindikationen bzw. Nebenwirkungen zu erwägen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
08. Mai 2025

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