Reisemedizin up2date 2025; 02(04): 349-366
DOI: 10.1055/a-2317-3818
Spezielle Reisearten und -aktivitäten

Physiologische Herausforderungen und medizinische Risiken beim Fliegen (Teil 2)

Authors

  • Niels-Benjamin Adams

  • Ulrich Fetzner

  • Tobias Warnecke

  • Jochen Hinkelbein

  • Lydia Johnson Kolaparambil Varghese

Dieser Beitrag schildert das Vorgehen bei medizinischen Notfällen in der Flugzeugkabine, mit besonderem Fokus auf der praktischen Versorgung unter den besonderen Bedingungen eines Passagierflugzeugs. Dabei werden speziell das begrenzte medizinische Equipment, die Rolle des ärztlichen Helfers an Bord und Entscheidungsfindungen im Hinblick auf evtl. erforderliche Zwischenlandungen thematisiert.

Kernaussagen
  • Mit ansteigendem Alter der Passagiere an Bord erhöht sich aufgrund von vorhandenen Vorerkrankungen auch das Risiko für medizinische Notfälle in der Flugzeugkabine bis hin zu einem IFCA.

  • Die notfallmedizinische Therapie an Bord hängt u.a. davon ab, ob es sich um einen Inlands- oder einen Langstreckenflug handelt, also von der zu überbrückenden Versorgungszeit. Die letztliche Entscheidung über Flugroute und Zwischenlandung liegt beim verantwortlichen Flugkapitän.

  • Die Reanimation eines Patienten mit Kreislaufstillstand folgt dem Algorithmus des BLS mit Thoraxkompressionen, Beatmung und evtl. Defibrillation. Je nach vorhandenen Qualifikationen und Hilfsmitteln kann die Reanimation im Sinne des ALS erweitert werden (Atemwegssicherung, Beatmung mit Sauerstoff, Medikamentengabe über einen Zugang und erweitertes Monitoring).

  • Bei Wunden und Frakturen beinhaltet die Erstversorgung eine qualifizierte Wundversorgung, die Ruhigstellung von Extremitäten und Erste-Hilfe-Basismaßnahmen.

  • Das Fliegen ohne Attest ist im Rahmen einer unkomplizierten Einlingsschwangerschaft bis zur vollendeten 36. SSW und bei einer unkomplizierten Mehrlingsschwangerschaft bis zur vollendeten 32. SSW möglich. Risikoschwangeren ist eine individuelle Beratung durch erfahrene Flugmediziner anzuraten.

  • Die Thromboseprophylaxe umfasst regelmäßiges Fußkreisen und Aufstehen, eine adäquate Hydratation, Alkoholverzicht und das Tragen von Kompressionsstrümpfen. Die Erfordernis einer medikamentösen Thromboembolieprophylaxe mit niedermolekularem Heparin ist bei mittlerem und erhöhtem Thromboserisiko ärztlich abzuklären.

  • Fachorganisationen empfehlen in der Regel eine Wartezeit von mindestens 12–24 h, bevor nach einem Tauchgang ein Flug angetreten werden sollte.



Publication History

Article published online:
10 November 2025

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