RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/a-2306-6350
Tuberkulose im Kindesalter

Die Tuberkulose ist in Deutschland selten, zählt aber zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Alle Organe des Körpers können betroffen sein. Kinder erkranken oft früher und schwerer als Erwachsene. Die Symptome sind häufig weniger spezifisch, und die Diagnostik ist hier komplexer. Eine gute Kenntnis der Erkrankung hilft, im richtigen Moment an die Tuberkulose zu denken, weitere Untersuchungen einzuleiten und eine wirksame Therapie durchzuführen.
-
Die Tuberkulose ist in Deutschland im Kindesalter eine seltene Erkrankung. Weltweit zählt sie jedoch zu den häufigsten Todesursachen.
-
Ein Migrationshintergrund aus einem Hochprävalenzland ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung einer Tuberkulose.
-
Kinder haben ein erhöhtes Risiko, sich bei Kontakt zu einer offenen Tuberkulose zu infizieren und eine aktive Tuberkulose zu entwickeln. Häufig erfolgt die Ansteckung über Haushaltskontakte.
-
Es ist wichtig, Tuberkulosefälle und deren Kontakte zeitnah zu identifizieren. Eine konsequente Testung exponierter Personen oder von Verdachtsfällen sowie eine (präventive) Therapie von Infizierten sind entscheidend, um eine Ausbreitung zu kontrollieren und schwere Verläufe zu verhindern.
-
Bei Kindern unter 5 Jahren und Immunsupprimierten ist in den ersten 8 Wochen nach Exposition eine Chemoprophylaxe mit Isoniazid 1× 10mg/kgKG (maximal 300mg) pro Tag indiziert
-
Die Diagnostik der Tuberkulose ist gerade bei jüngeren Kindern häufig erschwert. Klinische und radiologische Befunde sind oft schwächer oder untypisch ausgeprägt.
-
Eine Erregersicherung gelingt seltener, sollte aber immer angestrebt werden. Bei starkem klinischem Verdacht ist eine Therapie aber auch ohne diese möglich.
-
Die Therapie der Tuberkulose unterscheidet sich je nach betroffenem Organsystem. Meist erfolgt initial eine Drei- oder Vierfachtherapie für 2 Monate, gefolgt von einer 4-monatigen oder abhängig von dem betroffenen Organ auch länger dauernden Zweifachtherapie.
-
Die wichtigsten Substanzen in der Behandlung der Tuberkulose sind Rifampicin, Isoniazid, Pyrazinamid und Ethambutol.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
20. September 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
-
Literatur
- 1 World Health Organization. Global Tuberculosis Report 2024. Geneva: World Health Organization; 2024
- 2 World Health Organization. Implementing the global health sector strategies on HIV, viral hepatitis and sexually transmitted infections, 2022–2030: report on progress and gaps, 2024. Geneva: World Health Organization; 2024. Zugriff am 22. Juni 2025 unter: https://www.who.int/publications/i/item/9789240094925
- 3 Robert Koch-Institut. Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2023. Berlin: RKI; 2025.
- 4 Robert Koch-Institut. Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2020. Berlin: RKI; 2021.
- 5 Robert Koch-Institut. Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2022. Berlin: RKI; 2023.
- 6 Hauer B, Kröger S, Haas W. et al. Tuberkulose bei Patientinnen und Patienten mit Geburtsland Ukraine in Deutschland im Jahr 2022. Epidemiol Bull 2023; 11: 3-11
- 7 Longo DL, Fauci AS, Kasper DL. et al. Harrisons Innere Medizin. 18. München: ABW Wissenschaftsverlag; 2012
- 8 Marais BJ, Gie RP, Schaaf HS. et al. The natural history of childhood intra-thoracic tuberculosis: a critical review of literature from the pre-chemotherapy era. Int J Tuberc Lung Dis 2004; 8: 392-402
- 9 Feiterna-Sperling C, Brinkmann F. et al. S2k-Leitlinie zur Diagnostik, Prävention und Therapie der Tuberkulose im Kindes- und Jugendalter. Pneumologie 2017; 71: 629-680
- 10 Berlin: Beuth; 2011
- 11 Chakravorty S, Simmons AM, Rowneki M. et al. The New Xpert MTB/RIF Ultra: Improving Detection of Mycobacterium tuberculosis and Resistance to Rifampin in an Expanded Case Definition for Tuberculosis. mBio 2017; 8: e00812-e00817
- 12 Singh D, Sutton C, Woodcock A. Tuberculin test measurement: variability due to the time of reading. Chest 2002; 122: 1299-1301
- 13 Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK). Richtlinien zur Tuberkulindiagnostik. Dt Arztebl 1996; 93: 1199-1201
- 14 Pai M, Kalantri S, Dheda K. New tools and emerging technologies for the diagnosis of tuberculosis: Part 1. Latent tuberculosis. Expert Rev Mol Diagn 2006; 6: 413-422
- 15 Buonsenso D, Noguera-Julian A, Moroni R. et al. Performance of QuantiFERON-TB Gold Plus assays in paediatric tuberculosis: a multicentre PTBNET study. Thorax 2023; 78: 288-296
- 16 QIAGEN. QuantiFERON®-TB Gold Plus ELISA Kit – Gebrauchsanweisung. Hilden: QIAGEN; 2023. Zugriff am 22. Juni 2025 unter: https://www.qiagen.com/ch/resources/download.aspx?id=8ad75fb6-2cae-4c0f-998c-f7809afe0640&lang=de-DE
- 17 Diel R, Breuer C, Boes L. et al. Empfehlungen für die Diagnostik und Therapie der Tuberkulose in Deutschland. Pneumologie 2023; 77: 607-631
- 18 Sharma SK, Mohan A, Sharma A. et al. Miliary tuberculosis: new insights into an old disease. Lancet Infect Dis 2005; 5: 415-430
- 19 Berner R, Bialek R, Forster J. et al. DGPI-Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. 7. Stuttgart: Thieme; 2018.
- 20 World Health Organization. WHO consolidated guidelines on tuberculosis. Module 5: Management of tuberculosis in children and adolescents. Geneva: World Health Organization; 2022. Zugriff am 22. Juni 2025 unter: https://www.who.int/publications/i/item/9789240046764
- 21 National Institute for Health and Care Excellence (NICE). Tuberculosis. (NICE Guideline, No. 33). London: NICE; 2019. Zugriff am 22. Juni 2025 unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK553007
- 22 Behr MA, Hopewell PC, Paz EA. et al. Predictive value of contact investigation for identifying recent transmission of Mycobacterium tuberculosis. Am J Respir Crit Care Med 1998; 158: 465-469
- 23 Houben RM, Dodd PJ. The Global Burden of Latent Tuberculosis Infection: A Re-estimation Using Mathematical Modelling. PLoS Med 2016; 13: e1002152