Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2025; 20(06): 553-568
DOI: 10.1055/a-2303-6408
Grundlagen

Therapie und Prophylaxe von Dekubitalulzera

Autoren

  • Joachim Mütterlein

  • Thomas Kremer

Die chirurgische Behandlung von Dekubitalgeschwüren ist ein herausfordernder Teil der Therapie von Haut- und Weichteildefekten. Nicht nur die Wahl der richtigen Methode, sondern auch die Selektion von Patient*innen und deren Nachbehandlung entscheiden maßgeblich über Erfolg und Misserfolg der operativen Behandlung. Eine neue Leitlinie zur Behandlung von Druckgeschwüren ist in Arbeit.

Kernaussagen
  • Die Therapie von Druckgeschwüren ist vielschichtig und bezieht immer mehrere Professionen ein. Die konservative Therapie und Prophylaxe ist bei allen Patient*innen als alleinige Maßnahme oder als Basistherapie bei einem chirurgischen Vorgehen notwendig. Letzteres ist nicht in allen Fällen sinnvoll, sondern bedarf einer sorgfältigen Patientenselektion.

  • Es können 3 Patient*innengruppen unterschieden werden, die jeweils einer unterschiedlichen Therapie bedürfen:

    • Die 1. Gruppe bilden Patienten mit Paraplegien, die aufgrund ihrer Erkrankung einer chronischen Druckbelastung ausgesetzt sind.

    • Die 2. Gruppe bilden Patient*innen mit temporärer Immobilisation aufgrund eines akuten Ereignisses.

    • Multimorbide Patient*innen am Lebensende müssen der 3. Gruppe zugeordnet werden.

  • Patient*innen der beiden ersten Gruppen sind gut für rekonstruktive Eingriffe geeignet, wohingegen die 3. Gruppe oft nur einem Débridement mit anschließender offener Wundbehandlung zugeführt werden kann.

  • Die chirurgische Sanierung von Druckgeschwüren ersetzt nicht die Notwendigkeit einer lebenslangen Prophylaxe des Auftretens erneuter Wunden. Dabei sollte akribisch nach den Ursachen eines Dekubitalulkus gesucht und das Risikoprofil der Patient*innen entsprechend angepasst und reduziert werden.

  • Zu Beginn der chirurgischen Therapie muss ein radikales Débridement der Wunden bis ins Gesunde erfolgen. Chirurgische Rekonstruktionsoptionen inkludieren das gesamte plastisch-chirurgische Armamentarium, das einfache Möglichkeiten wie Hauttransplantationen und lokale, randomisierte Lappenplastiken ebenso umfasst wie vaskulär gestielte und freie mikrochirurgische Lappenplastiken.

  • Die Rezidivrate von Druckgeschwüren ist auch unter Idealbedingungen und vollständiger Compliance der Patient*innen hoch, weshalb die Möglichkeit eines Rezidivs auch immer in die primäre Behandlungsplanung integriert werden sollte.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
20. November 2025

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