Reisemedizin up2date 2024; 01(04): 295-314
DOI: 10.1055/a-2267-7955
Infektionskrankheiten

Zecken und durch Zecken übertragene Infektionen in Deutschland

Gerhard Dobler
,
Lidia Chitimia-Dobler

Zecken sind in Deutschland die wichtigste Gruppe von Krankheitsüberträgern. Zwei durch Zecken übertragene Erkrankungen spielen dabei eine besonders wichtige Rolle: die Borreliose und die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Zunehmend werden auch nicht in Deutschland heimische Zecken eingeschleppt. In diesem Beitrag werden die durch Zecken übertragenen Infektionen mit Diagnostik, Therapie, Prävention und Prophylaxe vorgestellt.

Kernaussagen
  • Zecken sind in Deutschland die wichtigste Gruppe von Krankheitsüberträgern. Die hiesigen Zeckenarten werden in der Natur von der Vegetation abgestreift, d.h., es handelt sich um sog. Lauerzecken.

  • Sie sind obligat hämatophage Parasiten, sie benötigen also für die Entwicklung jedes Stadiums eine Blutmahlzeit. Während des Blutsaugens an Wildtieren können sie Pathogene aufnehmen und beim nächsten Saugakt auf den Menschen übertragen.

  • Die FSME ist die wichtigste durch Zecken übertragene Virusinfektion in Europa und Asien. In Deutschland zählen vor allem Bayern, Baden-Württemberg sowie Teile Sachsens, Thüringens und Hessens zu den Risikogebieten. In 70–90% der Fälle verläuft die Infektion subklinisch, jedoch gibt es auch schwere Verlaufsformen mit Affektionen des Zentralnervensystems. Eine ursächliche Therapie existiert bislang nicht, jedoch stehen zur Prophylaxe inaktivierte adjuvantierte Impfstoffe zur Verfügung.

  • Aufgrund der hohen Durchseuchung der Zeckenpopulation mit Borrelien sind Borellioseinfektionen sehr viel häufiger als andere durch Zecken übertragene Infektionen. Nur 10% der Infektionen gehen mit einer frühen lokalen Manifestation einher, dem Erythema migrans. Unbehandelt kann die Lyme-Borreliose sehr selten in eine jahrelang persistierende chronische Form übergehen. Die Diagnose kann häufig nur mittels Ausschlussdiagnostik gestellt werden. Behandelt wird mit Antibiotika; eine Prophylaxe gibt es derzeit nicht.

  • In Deutschland können bisher insgesamt 5 autochthon vorkommende humanpathogene Rickettsienarten nachgewiesen werden. Sie können beim Menschen Fleckfieber, Zeckenstichfieber und TIBOLA hervorrufen. Behandelt wird mit Antibiotika; eine Diagnostik ist schwierig.



Publication History

Article published online:
05 November 2024

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