KJP up2date 2024; 01(02): 153-170
DOI: 10.1055/a-2245-5324
Perspektivwechsel

Sozialpädagogik in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Authors

  • Sandra Möstl

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In der kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlung ist es unmöglich, psychosoziale Probleme und Erziehungsbedürftigkeit von psychischen Erkrankungen zu trennen. Darum ist die Sozialpädagogik eine notwendige Relevanzdisziplin der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Pädagogische Konzepte müssen in kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken einen ergänzenden Bestandteil bilden, die in ein therapeutisches Grundkonzept eingebunden sind.

Kernaussagen
  • Die Sozialpädagogik ist in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein notwendiger Bestandteil des multiprofessionellen Teams, wodurch die Kinder und Jugendlichen bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben unterstützt werden.

  • Eine wesentliche Aufgabe der Sozialpädagogik an einer kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilung ist es u.a., durch transparente Strukturen und Regeln ein Klima zu schaffen, in dem es den Patient*innen möglich ist, sich akzeptiert und angenommen zu fühlen sowie wichtige Lernerfahrungen zu machen (therapeutisches Milieu).

  • Unverzichtbar für die pädagogische Arbeit ist die Beziehungsarbeit, die schon in den 1920er-Jahren von Hermann Nohl als pädagogischer Bezug bezeichnet und betont wurde.

  • Gemeinsames Tun und Handeln im Stationsalltag und pädagogische Gruppenangebote sind notwendige Elemente im Behandlungsprozess und für eine Stabilisierung der Patient*innen unverzichtbar.

  • Die soziale Gruppenarbeit kann als ein sehr wichtiger Schwerpunkt der Sozial- und Heilpädagogik im kinder- und jugendpsychiatrischen Kontext gesehen werden. Ziel ist die Förderung der sozialen Kompetenzen. Das Kind oder der Jugendliche soll Gelegenheit erhalten, sich seiner Stärken und Schwächen, auch im Vergleich zu anderen, bewusst zu werden und seine individuelle Besonderheit und Einzigartigkeit zu erfahren, gleichzeitig aber auch lernen, andere anzuerkennen.

  • Pädagogisch-therapeutische Angebote im Einzel- und im Gruppensetting, wie z.B. das soziale Kompetenztraining, sollen dazu beitragen, Behandlungsziele umzusetzen.

  • Der ressourcenorientierte Ansatz der Sozial- und Heilpädagogik stellt eine wesentliche Ergänzung zur medizinischen, psychologischen sowie psychotherapeutischen Behandlungsplanung dar.

  • Traumapädagogisches Wissen sowie regelmäßige Selbsterfahrungsprozesse und die Selbstreflexion sind wichtige Voraussetzungen für adäquates pädagogisches Handeln, wirken deeskalierend und ermöglichen Entwicklung [19]. Ein strukturiertes Vorgehen nach belastenden Ereignissen, wie z.B. Aggressionsereignissen, ermöglicht einen konstruktiven Umgang.



Publication History

Article published online:
11 October 2024

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