KJP up2date 2024; 01(01): 65-79
DOI: 10.1055/a-2235-0338
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Expositionstherapie in vivo mit Kindern und Jugendlichen mit Angststörungen

Tina In-Albon
,
Silvia Schneider
,
Verena Pflug
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Angststörungen im Kindes- und Jugendalter sind die häufigsten psychischen Störungen und gelten als Risikofaktor für die Entwicklung weiterer psychischer Störungen. Expositionsverfahren stellen die wichtigste Komponente einer wirksamen Angstbehandlung dar. In diesem Beitrag wird das Vorgehen von Expositionsübungen in vivo von der Planung zur Durchführung und Nachbesprechung beschrieben und anhand eines Fallbeispiels veranschaulicht.

Kernaussagen
  • Angststörungen sind die häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Sie können mit der kognitiven Verhaltenstherapie wirksam und anhaltend behandelt werden.

  • Entscheidend für die Wirksamkeit einer Angstbehandlung sind dabei Expositionsübungen in vivo.

  • Weitere Behandlungskomponenten der kognitiven Verhaltenstherapie sind Psychoedukation, kognitive Interventionen und Rückfallprophylaxe.

  • Während der gesamten Behandlung ist die Selbstwirksamkeit der Kinder zu fördern.

  • Wirkmechanismen sind das inhibitorische Lernen, welches die reine Habituationserklärung ergänzt hat. Daher ist in der Expositionsübung nicht nur die wiederholte Exposition mit dem angstauslösenden Objekt/Situation wichtig, sondern das Herbeiführen von Erwartungsverletzungen, also das Lernen, dass Befürchtungen nicht eintreten.

  • Zur Vorbereitung von Expositionsübungen gehören das Erstellen einer Angsthierarchie und die Erarbeitung eines Expositionsrationals.

  • Bei der Planung von Expositionsübungen ist zu berücksichtigen, dass mit einer mäßig stark angstauslösenden Situation begonnen wird, die Übung therapeutenbegleitend erfolgt, zügig mit der Übung begonnen wird, die antizipierte Befürchtung erfragt wird und ein Hinweis auf Freiwilligkeit erfolgt.

  • Während der Expositionsübung ist es hilfreich, wenn die Therapeut*in sich als Modell darstellt, das Kind motiviert und fordert und die Übungen in verschiedenen Kontexten und mit unterschiedlichen Stimuli durchgeführt werden.

  • Ziel der Expositionsübung ist eine Erwartungsüberprüfung bzw. eine Erwartungsverletzung verbunden mit einem Angstabfall.

  • Nach der Expositionsübung sind die Befürchtungen nachzubesprechen.

  • Bei Kindern im Vorschulalter sollten die Eltern in die Expositionsübungen als Co-Therapeut*innen einbezogen werden.



Publication History

Article published online:
30 July 2024

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