Notfallmedizin up2date 2025; 20(01): 45-60
DOI: 10.1055/a-2232-5200
Internistische Notfälle

Präklinische Versorgung der akuten COPD-Exazerbation

Achim Grünewaldt
,
Klaas F. Franzen
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Atemnotfälle haben aufgrund ihrer Häufigkeit, der starken subjektiven Belastung der Patienten und des potenziell lebensbedrohlichen Verlaufs für den Rettungs- und Notarztdienst eine hohe Relevanz. Die Exazerbation der in der Prävalenz steigenden COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) macht insbesondere mit zunehmendem Patientenalter einen großen Anteil der Alarmierungsursachen aus.

Kernaussagen
  • Die Rate und der Schweregrad einer COPD-Exazerbation bestimmen wesentlich die Prognose des Krankheitsverlaufs bei den betroffenen Patienten; diese Faktoren werden daher in der Schweregradeinstufung berücksichtigt.

  • Trotz der zunehmenden Prävalenz der COPD in der Allgemeinbevölkerung ist das prähospitale (und akutstationäre) Vorgehen bei schwerer COPD-Exazerbation heterogen, sodass die Patienten oft in der Akutbehandlung unterversorgt sind.

  • Eine duale broncholytische Inhalation und eine frühzeitige systemische Steroidtherapie gehören zur Basisversorgung der schweren COPD-Exazerbation.

  • Der parenterale Gebrauch von Methylxanthinen wie Theophyllin ist obsolet und sollte vor dem Hintergrund der geringen therapeutischen Breite dieser Präparate unterbleiben.

  • Neben Anamnese und körperlicher Untersuchung kann die prähospitale Thoraxsonografie wertvolle Unterstützung bei der Diagnosefindung bieten.

  • Ein akutes Atempumpversagen mit respiratorischer Azidose ist eine dringende Indikation zum Beginn einer nicht invasiven Beatmung (NIV), die auch bereits bei kurzen Transportwegen eingeleitet werden sollte. Eine prähospitale Blutgasanalyse könnte das frühzeitige Erkennen der respiratorischen Azidose zukünftig ermöglichen.

  • Bei der Beatmungseinstellung sollte auf eine ausreichende Entlastung der Atemmuskulatur mit entsprechend adäquater Druckunterstützung bei der Inspiration geachtet werden. PEEP-Werte dürfen nicht zu hoch gewählt werden, um eine pulmonale Überblähung nicht noch weiter zu verstärken.

  • Bei der Auswahl der Zielklinik sollte die grundsätzliche Möglichkeit der differenzialdiagnostischen Dyspnoeabklärung und insbesondere zur NIV-Therapie unbedingt gegeben sein.



Publication History

Article published online:
26 February 2025

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