Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2227-5481
Originalarbeit

Gesundheitsförderung und Prävention nicht-übertragbarer Erkrankungen durch Gesundheitsämter in Baden-Württemberg während der COVID-19-Pandemie – Ergebnisse einer Onlinebefragung

Health Promotion and Prevention of Non-Communicable Diseases by Public Health Departments in Baden-Württemberg during the COVID-19 Pandemic: Results of an Online Survey
Achim Siegel
1   Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
,
Daniela Hesmert
2   Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
,
Jasmin Mangold
3   Institut für Gesundheitswissenschaften, Abteilung Pflegewissenschaft, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
,
Anika Klein
4   Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung (ZÖGV), Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
,
David Häske
4   Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung (ZÖGV), Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
,
Sofie Wössner
4   Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung (ZÖGV), Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
,
Monika A Rieger
1   Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
4   Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung (ZÖGV), Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
,
Stefanie Joos
2   Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
4   Zentrum für öffentliches Gesundheitswesen und Versorgungsforschung (ZÖGV), Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
,
Cornelia Mahler
3   Institut für Gesundheitswissenschaften, Abteilung Pflegewissenschaft, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
› Author Affiliations
Fördermittel Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg — Az:04HV.MED(21)/11/1

Zusammenfassung

Ziel der Studie Gesundheitsförderung und Prävention zählen zu den Kernaufgaben des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD), insbesondere der Gesundheitsämter. Kaum bekannt ist, in welchem Ausmaß die Gesundheitsämter Aktivitäten im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention nicht-übertragbarer Erkrankungen (G&PnüE) während der COVID-19-Pandemie fortführen konnten. Am Beispiel der Gesundheitsämter in Baden-Württemberg (BW) untersuchten wir daher, wie viel Personal den Ämtern für G&PnüE planmäßig zur Verfügung stand und wie viel Personal während der COVID-19-Pandemie tatsächlich für G&PnüE eingesetzt wurde, welche G&PnüE-Aktivitäten während der Pandemie durchgeführt wurden, welche zurückgestellt wurden und welche davon – nach Meinung der Ämter – vorrangig wiederaufgenommen werden sollten.

Methodik Für die Befragung der 38 Ämter in BW entwickelten wir einen teilstandardisierten Online-Fragebogen. Pro Amt sollte ein Fragebogen ausgefüllt werden. Die Befragungen fanden vom 1.9. - 4.11.2022 statt. Die Daten dieser explorativen Querschnittstudie wurden deskriptiv-statistisch mit dem Programm SPSS (Version 28) ausgewertet.

Ergebnisse Von den 38 Gesundheitsämtern nahmen 34 an der Befragung teil (89%). Die Ämter verfügten lt. Plan im Mittel über 2,44 Vollkräfte für G&PnüE (Median 2,00; SD 1,41; Range 0,20–5,00). Unter Pandemiebedingungen wurden im Mittel 1,23 Vollkräfte für G&PnüE eingesetzt (Median 0,95; SD 1,24; Range 0,00–4,50). Die Befragten nannten beispielhaft 61 G&PnüE-Aktivitäten, die unter Pandemiebedingungen durchgeführt wurden, und sie beschrieben 69 G&PnüE-Aktivitäten, die zurückgestellt werden mussten. Von letzteren sollten 40 nach Meinung der Befragten mit höchster Priorität wiederaufgenommen werden. Die Analyse dieser vordringlich wiederaufzunehmenden Aktivitäten zeigt charakteristische Unterschiede: So wurde z. B. die Wiederaufnahme verhältnispräventiver Aktivitäten relativ häufiger als vordringlich angesehen als die Wiederaufnahme verhaltenspräventiver Aktivitäten.

Schlussfolgerungen Während der Pandemie setzten die befragten Ämter im Mittel nur die Hälfte ihrer für G&PnüE vorgesehenen Vollkräfte für G&PnüE ein. Vergleicht man verschiedene Kategorien von (während der Pandemie zurückgestellten) G&PnüE-Aktivitäten hinsichtlich der relativen Häufigkeit, mit der diese vordringlich wiederaufgenommen werden sollten, lassen sich charakteristische Unterschiede feststellen. Offen bleibt, welche Schlüsse aus diesen Unterschieden zu ziehen sind.

Abstract

Objectives Disease prevention and health promotion are among the core tasks of German public health services (Öffentlicher Gesundheitsdienst - ÖGD), particularly local public health departments (Gesundheitsämter). Little is known about the extent to which the departments were able to continue activities in the field of health promotion and prevention of non-communicable diseases (HPP-NCDs) during the COVID-19 pandemic. Using the example of public health departments in Baden-Württemberg (BW), we therefore investigated how much staff was available to the departments for HPP-NCDs services, how much staff was actually dedicated to HPP-NCDs during the COVID-19 pandemic, which HPP-NCDs activities were carried out during the pandemic, which were cancelled, and which should be resumed as a priority, according to the public health departments.

Methods We developed a largely standardized online questionnaire for the survey of the 38 public health departments in BW. Per department one questionnaire was to be completed. The survey took place from 9/1/2022 to 11/4/2022. The data of this explorative cross-sectional study were analyzed in a descriptive-statistical manner using SPSS, version 28.

Results Of the 38 departments, 34 participated in the survey (89%). Departments had a mean of 2.44 full HPP-NCDs staff as planned (median 2.00; SD 1.41; range 0.20–5.00). Under pandemic conditions, a mean of 1.23 full HPP-NCDs staff were deployed (median 0.95; SD 1.24; range 0.00–4.50). Respondents gave examples of 61 HPP-NCDs activities that were conducted under pandemic conditions, and they described 69 HPP-NCDs activities that had to be cancelled. Of the latter, respondents felt that 40 should be resumed as a matter of highest priority. Analysis of the priority activities to be resumed reveals characteristic differences: e. g., resumption of structural prevention activities was viewed more frequently as a matter of hightest priority than resumption of behavioral prevention activities.

Conclusions During the pandemic, local public health departments in BW deployed, on average, actually only half of their full staff allocated as planned to HPP-NCDs. Comparing different categories of HPP-NCDs activities (cancelled during the pandemic) in terms of the relative frequency with which their resumption is viewed as matter of highest priority, characteristic differences can be observed. It remains an open question which conclusions can be drawn from such differences.



Publication History

Article published online:
11 March 2024

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