Liebe Leserinnen, liebe Leser,
„Folgen Sie der Wissenschaft!“ Diese oder ähnlich lautende Appelle hören wir
wiederholt in den verschiedenen Medien. Doch was ist eigentlich Wissenschaft und wie
können wir Wissenschaft von Pseudowissenschaft unterscheiden? Gemäß dem
Wissenschaftstheoretiker Larry Laudan verfügen wir derzeit über kein
allgemeingültiges Kriterium, um Wissenschaft exakt zu definieren. Vielfach wird in
diesem Zusammenhang auf die Ideen Karl Poppers zurückgegriffen, Wissenschaft müsse
überprüfbar und falsifizierbar sein, sonst handle es sich nicht um Wissenschaft. Lee
McIntyre schreibt in seinem Buch The scientific attitude, dass eine
„wissenschaftliche Haltung“ ein zentrales Erkennungsmerkmal von Wissenschaftlichkeit
sei; eine Haltung, die Zweifel und Ungewissheit zulasse und bereit sei, eine
wissenschaftliche These oder Theorie aufzugeben, wenn sie widerlegt werden kann. Das
Gegenteil dieser „wissenschaftlichen Haltung“ stellt hierbei die Dogmatik dar, d. h.
starr und wider besseren Wissens an seiner Lehrmeinung oder Theorie festzuhalten:
ein Festhalten an einer Ideologie. In mehreren Veröffentlichungen der letzten Jahre
ist der Osteopathie dieses dogmatische Festhalten an überkommenen Theorien und
Lehrmeinungen und das Nichteinbeziehen der aktuellen Forschungserkenntnisse explizit
vorgeworfen worden. Vielleicht kann diese Kritik die osteopathische Gemeinschaft zur
Selbstreflexion anregen, die gängigen osteopathischen Ideen und Herangehensweisen
auf den Prüfstand zu stellen und mit dem aktuellen Stand der Wissenschaft
abzugleichen.