Reisemedizin up2date 2024; 01(04): 275-291
DOI: 10.1055/a-2205-5916
Beruflicher Auslandsaufenthalt

Gesundheitsvorsorge beim Bundesfreiwilligendienst: Das Weltwärts-Programm

Luise Prüfer-Krämer

Jährlich treten zwischen 2500 und 4000 junge Erwachsene einen Freiwilligendienst in sozialen bzw. gesellschaftspolitischen Projekten mit dem Weltwärts-Programm des Bundesministeriums für Zusammenarbeit und Entwicklung in einem Land des globalen Südens an [1]. Mit der medizinischen Vorbereitung sollte mindestens 10–12 Wochen vor Abreise begonnen werden. Eine verpflichtende Nachuntersuchung ist ca. 10 Wochen nach der Rückkehr vorgesehen.

Kernaussagen
  • Weltwärts-Freiwillige sind eine besonders gefährdete Reisepopulation.

  • Die 2019 eingeführte verpflichtende Vor- und Nachuntersuchung ist außerordentlich sinnvoll. Eine stabile physische Gesundheit und psychische Belastbarkeit sollten gegeben sein, um den Einsatz erfolgreich durchführen zu können.

  • Experimentierfreudigkeit gepaart mit Unerfahrenheit mit Reisen in den globalen Süden und der Konfrontation mit sozialen Problemen stellen ein besonderes Risiko dar.

  • Die psychischen Herausforderungen durch den Freiwilligendienst sind nicht zu unterschätzen. Menschen mit psychischen Störungen, insbesondere Essstörungen, sollte vom Freiwilligendienst abgeraten werden. Alternativ sollte dieser nur unter besonderen Vorkehrungen unterstützt werden.

  • Von sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen wird vereinzelt berichtet, vor allem bei Aufenthalten in Afrika und Südamerika.

  • Die sorgsame Impfplanerstellung und die Beratung zur Malariaprophylaxe sollten nicht nur den vorgesehenen Einsatzort, sondern auch Reisen in der Region und im Anschluss an den Freiwilligendienst berücksichtigen.

  • Sehr häufige Krankheiten sind nach einer Befragung von Freiwilligen Durchfälle, Verletzungen, Hautprobleme, Hitzeerschöpfung und Erkältungen, seltener – aber dafür schwerwiegender – psychische Erkrankungen, Dengue-Fieber und Malaria. Von den Freiwilligen, die sich in Hochrisikogebieten in Afrika aufhielten, wurde allerdings von 40% von Malariaerkrankungen berichtet.

  • Die mangelnde Compliance bei der medikamentösen Malariaprophylaxe in Malariahochrisikogebieten stellt ein bisher nicht gelöstes Problem dar. Regelmäßig wird von Malariaerkrankungen bei Aufenthalt im tropischen Afrika berichtet.



Publication History

Article published online:
05 November 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

CRM Centrum für Reisemedizin GmbH
Burgunderstraße 31, 40549 Düsseldorf, Germany