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DOI: 10.1055/a-2198-9632
Untersuchung von Patienten mit aktuen Doppelbildern in der Notaufnahme
Authors

Der Artikel beschreibt eine strukturierte Herangehensweise bei Patienten mit akuten Doppelbildern in der Notaufnahme, die es ermöglicht, durch Anamnese, Inspektion und einige einfache klinische Untersuchungen bei der Mehrzahl der Betroffenen die jeweils bestehende ursächliche Störung festzulegen.
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Monokulare Doppelbilder verschwinden beim Schließen des betroffenen Auges und sind oft Folge von Veränderungen der Hornhaut, Linse oder Retina des betroffenen Auges (z. B. Katarakt [„Kernstar“], Subluxation der Linse, Keratokonus, Retinaödem).
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Binokulare Doppelbilder verschwinden beim Schließen eines beliebigen Auges und weisen auf eine Bewegungseinschränkung eines oder asymmetrische Bewegungseinschränkungen beider Augen hin. Sie sind das Leitsymptom des Lähmungsschielens.
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Die mit Abstand häufigsten Ursachen akuter binokularer Doppelbilder sind Läsionen okulomotorischer Hirnnerven (Nn. III, IV und VI), gefolgt von einer Myasthenia gravis, dekompensiertem latenten Schielen und einer endokrinen Orbitopathie.
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Eine strukturierte Herangehensweise mittels Anamnese (Auftreten, Verlauf und Art der Doppelbilder, Verhalten der Doppelbilder bei Blickwendungen, etwaige Begleitsymptome), Inspektion (Kopfzwangshaltung, Schielfehlstellung) und einfacher klinischer Untersuchungen (einseitiger Abdeck‑/Aufdeck-Test, alternierender Abdecktest) ist bei der Zuordnung der jeweils vorliegenden Störung essenziell.
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Wenn beim einseitigen Abdecktest das monokular fixierende Auge eine Einstellbewegung zeigt, liegt manifestes Schielen vor.
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Beim latenten Schielen treten beim einseitigen Abdecktest keine Einstellbewegungen des jeweils fixierenden Auges auf.
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Ein latentes Schielen kann durch Aufhebung der Fusion beim alternierenden Abdecktest aufgedeckt werden. Hierbei weicht das latent schielende Auge immer dann ab, wenn es verdeckt wird, und führt beim Wechsel der Abdeckung auf das andere Auge eine korrigierende Vergenzbewegung aus.
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Der alternierende Abdecktest unterscheidet nicht zwischen manifestem und latentem Schielen. In beiden Fällen treten am abgedeckten Auge Fehlstellungen auf, die nach dem Wiederaufdecken beim Wechsel der Abdeckung umgehend durch Einstellbewegungen korrigiert werden.
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Bei binokularer Diplopie mit zusätzlichen neurologischen Begleitsymptomen (z.B. Hemiparese, Stand- und/oder Gangataxie, neu aufgetretenes begleitendes Kopfweh) ist eine umgehende Bildgebung (CT mit CT-Angiographie oder MRT und MR-Angio) indiziert, um potenziell lebensbedrohliche Ursachen (z.B. Aneurysma, Hirntumor, Schlaganfall im hinteren Kreislauf) ausreichend sicher nachzuweisen oder auszuschließen.
Schlüsselwörter
Sehstörung - Schwindel - ophthalmologische Untersuchung - neurologische UntersuchungPublication History
Article published online:
19 September 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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