Nephrologie aktuell 2024; 28(01): 10
DOI: 10.1055/a-2183-2485
Zum Thema

Diuretikatherapie

Ferruh Artunc
1   Tübingen/Sindelfingen
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Prof. Dr. med. Ferruh Artunc, Tübingen/Sindelfingen

Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe der „Nephrologie aktuell“ befasst sich mit Diuretika, die eine unverzichtbare Substanzklasse bei der Behandlung von Patienten mit Nierenkrankheit als auch Herzinsuffizienz darstellen. Diuretika korrigieren den bei diesen Patienten so häufig angetroffenen Volumenüberschuss, der sich in Ödemen und Ergüssen widerspiegelt und mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität einhergeht. Zugrunde liegt dem Volumenüberschuss eine positive Natriumbilanz durch eine renal bedingte Retention von Natrium und Wasser, die auf die Unfähigkeit der Niere zurückgeht, das diätetisch in Form von Kochsalz zugeführte Natrium unter diesen pathophysiologischen Bedingungen vollständig auszuscheiden.

Im ersten Beitrag zum Thema „Diuretika beim nephrotischen Syndrom“ geht Dr. Anja Schork, Tübingen, auf die Pathophysiologie der Ödementstehung beim nephrotischen Syndrom ein und stellt die Aktivierung des epithelialen Natriumkanals ENaC durch aberrant filtrierte Serinproteasen dar. Dies bildet die Rationale für einen neuartigen diuretischen Ansatz mit dem kaliumsparenden Diuretikum Amilorid, der aktuell mit der eigenen randomisierten kontrollierten AMILOR-Studie bei Patienten mit akutem nephrotischem Syndrom untersucht wird. Die Ergebnisse werden aufzeigen, ob die ENaC-Blockade einen neuen therapeutischen Ansatz beim nephrotischen Syndrom darstellen könnte.

Ödeme sind ein Leitsymptom bei Patienten mit Herzinsuffizienz und erfordern den Einsatz von Diuretika. Am häufigsten werden dabei die Schleifendiuretika Furosemid und Torasemid eingesetzt. Der Beitrag „Diuretika bei Herzinsuffizienz“ von Dr. Engin-Halil Ufuk, Sindelfingen, stellt die Grundzüge der Therapie mit Schleifendiuretika bei Herzinsuffizienz dar. Dabei geht er auf aktuelle vergleichende Studien mit diesen Substanzen ebenso wie auf den Umstand der Diuretikaresistenz, der in der aktuellen ADVOR-Studie adressiert wurde, ein. Hier zeigte sich eine additive diuretische Wirkung durch Hinzunahme des in Vergessenheit geratenen Carboanhydrase-Hemmers Azetazolamid.

Im dritten Beitrag mit dem Titel „Diuretika bei akuter und chronischer Nierenkrankheit“ beleuchtet Dr. Bernhard Bohnert, Tübingen, die diuretische Therapie bei beiden Entitäten und kommt zum Schluss, dass Diuretika die Nierenfunktion nicht bessern können, jedoch für die Volumenkontrolle essenziell sind. Diagnostisch eingesetzt, ermöglicht die einmalige Gabe von Furosemid beim akuten Nierenversagen als sogenannter Furosemid-Stress-Test (FST) eine Entscheidungshilfe über einen Dialysebeginn. Dazu möchte ich auch auf die aktuelle Studie zum FST, die ich im Journal-Club referiere, verweisen. In dieser Studie wurde dieser Test randomisiert und doppelblind bei Intensivpatienten durchgeführt. Ein vermindertes Ansprechen im FST war dabei mit einer hohen Prädiktion einer Dialysenotwendigkeit im weiteren Verlauf assoziiert.

Das Schwerpunktthema wird durch den Beitrag „Diuretika bei Hypertonie – mehr denn je unverzichtbar im Therapiemanagement“ von Dr. Daniel Essigke, Tübingen, abgerundet. Er stellt dar, dass vor allem Thiaziddiuretika in allen Stadien der Hypertoniebehandlung eine große Rolle spielen und diese auch trotz des Rote-Hand-Briefs aus dem Jahre 2018 ohne größere Bedenken eingesetzt werden können. Außerdem wird aufgezeigt, dass Thiazide auch bei fortgeschrittener Nierenkrankheit effektiv sind, wie in der aktuellen CLICK-Studie gezeigt wurde. Insgesamt lautet das Fazit, dass Diuretika einen unverzichtbaren Stellenwert bei der Hypertoniebehandlung spielen.

Ich wünsche eine angenehme Lektüre und stehe für Rückmeldungen gerne zur Verfügung.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. Februar 2024

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